know your enemy

(prosa // Mittwoch, 4. Mai 2005, 15:37)

Die Regierungen haben eine Reihe von Reformen eingeführt, die die öffentlichen Forschungssysteme stärken und sie befähigen sollen, in effektiverer und effizienterer Weise zur Innovation beizutragen. Zum Beispiel haben die Regierungen Dänemarks, Japans und der Slowakischen Republik den Hochschulen mehr Autonomie übertragen oder sie in private bzw. halbprivate Einrichtungen umgewandelt und Hindernisse für eine Kooperation dieser Institutionen mit der Industrie aus dem Weg geräumt. In vielen Ländern wurden auch die Finanzierungsstrukturen verändert, um Hochschulen und staatliche Laboratorien von institutionellen Finanzierungen (d.h. pauschalen Mittelzuweisungen) unabhängiger zu machen und den Anteil der nach Wettbewerbsprinzipien gewährten Forschungsprojektmittel zu erhöhen.

Die Länder fahren fort, die Regelungen bezüglich der Rechte an geistigem Eigentum, das in öffentlichen Forschungseinrichtungen entsteht, zu reformieren, wobei diese Rechte in den meisten Fällen der betreffenden Einrichtung zugesprochen werden, um die Kommerzialisierung zu erleichtern. Norwegen und die Schweiz haben in den letzten Jahren Reformen dieser Art eingeführt, und in Island und Finnland sind diesbezügliche Gesetze in Vorbereitung. Mehrere Länder, wie z.B. Australien und Irland, haben zwar keine Gesetzesänderungen vorgenommen, aber neue Richtlinien aufgestellt, um die Kommerzialisierung der Forschungsergebnisse zu fördern und für mehr Kohärenz zwischen den Forschungseinrichtungen bei der Behandlung von geistigem Eigentum zu sorgen.

Durch eine Verknüpfung der Erfordernisse des öffentlichen und des privaten Sektors mittels gemeinsamer Zielsetzungen und einer aktiven Beteiligung aller Partner an Management und Entscheidungsfindung können solche Partnerschaften zudem die Qualität der Beiträge des privaten Sektors zu öffentlichen Anliegen, die Aussichten auf eine Kommerzialisierung der Ergebnisse öffentlicher Forschung und die grundlegenden Wissensinfrastrukturen verbessern.

Um eine stärkere Einbeziehung von KMU zu fördern, können die Regierungen Schritte zum Abbau von Zutrittsbarrieren unternehmen, z.B. indem sie eine Beteiligung von Industrieverbänden zulassen. Sie können zudem in Bereichen, in denen KMU eine bedeutende Rolle spielen, die Bildung von Partnerschaften fördern. Die Politik kann auch Einfluss auf die Beteiligung ausländischer Unternehmen haben, die viel Talent und Knowhow einbringen können, sich aber in vielen Ländern zahlreichen Restriktionen gegenübersehen.

In dem Maße, wie sich der Trend zu wissensintensiveren Volkswirtschaften fortsetzt und Firmen die Fertigung in Weltregionen verlagern, wo sie kostengünstiger produzieren können, dürften die Dienstleistungen in den OECD-Ländern weiter an Bedeutung gewinnen.

Zur Sicherstellung eines hinreichenden Angebots an wissenschaftlich-technischen Arbeitskräften bedarf es Anstrengungen in einer Reihe von Bereichen, die von den OECD-Ländern großenteils bereits angegangen werden. Erstens sind Anstrengungen erforderlich, um mehr Menschen für eine Karriere in Wissenschaft und Technik zu gewinnen, z.B. dadurch, dass insbesondere bei Jugendlichen Interesse und Verständnis für die Wissenschaft erzeugt wird, die Lehrerausbildung und die schulischen Lehrpläne verbessert und mehr Frauen und Vertreter unterrepräsentierter Bevölkerungsgruppen für wissenschaftlich- technische Positionen rekrutiert werden.

Jüngste Analysen auf der Basis von betrieblichen Daten lassen erkennen, dass multinationale Unternehmen im Herkunfts- wie im Gastland einen erheblichen Beitrag zum Produktivitätswachstum leisten und wichtige Kanäle für den Technologietransfer sind. [...] Wenn sich die Aufmerksamkeit auch großenteils auf die potenziell negativen Effekte der Globalisierung richtet – d.h. Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland, Abtretung der Kontrolle an multinationale Unternehmen in ausländischem Besitz –, sollten die politischen Entscheidungsträger doch die Vorteile für die Herkunfts- und die Gastländer anerkennen und Maßnahmen konzipieren, mit denen sich diese Vorteile nutzen lassen. [...] Die Politik sollte darauf ausgerichtet sein, die Attraktivität der Binnenwirtschaft für Niederlassungen ausländischer Unternehmen zu erhöhen und sicherzustellen, dass von ihren Aktivitäten Spill-Over-Effekte ausgehen, z.B. durch die Förderung von Verbindungen zu lokalen Unternehmen und Anbietern.

(OECD-Ausblick Wissenschaft, Technologie und Industrie: Ausgabe 2004, markierungen von mir)



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