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unsere haltung kommt von unseren handlungen, unsere handlungen kommen von der not. wenn die not geordnet ist, woher kommen dann unsere handlungen? wenn die not geordnet ist kommen unsere handlungen von unserer haltung. (47) schwer ist es, einverstanden zu sein; denn schwer ist es, zu erkennen, was verlangt wird. die notwendigkeiten verlangen die erfindungen. die erfindungen sind einverständnisse. (50) einverstanden sein heißt auch: nicht einverstanden sein. (62)
theorie der pädagogien: [...] zwischen der wahren filosofie und der wahren politik ist kein unterschied. auf diese erkenntnis folgt der vorschlag des denkenden die jungen leute durch theaterspielen zu erziehen d.h. sie zugleich zu tätigen und betrachtenden zu machen wie es in den vorschriften für die pädagogien vorgeschlagen ist. [...] über den wert eines satzes oder einer geste entscheidet also nicht die schönheit sondern: ob der staat nutzen davon hat wenn die spielenden den satz sprechen die geste ausführen und sich in die handlung begeben. (70f) ich der schreibende muß nichts fertig machen. es genügt daß ich mich unterrichte. ich leite lediglich die untersuchung und meine methode dabei ist es die der zuschauer untersuchen kann. (72) Die Publikation der "Versuche" erfolgt zu einem Zeitpunkt, wo gewisse Arbeiten nicht mehr so sehr individuelle Erlebnisse sein (Werkcharakter haben) sollen, sondern mehr auf die Benutzung (Umgestaltung) bestimmter Institute und Institutionen gerichtet sind (Experimentcharakter haben) und zu dem Zweck, die einzelnen sehr verzweigten Unternehmungen kontinuierlich aus ihrem Zusammenhang zu erklären. (94) ich könnte die selbstkontrolle der materie sein. (96) seit der gott "weggedacht" ist der dem menschen glich, gleicht der mensch auch nicht mehr dem menschen. (96) wie ein leeres blatt entging er allem / außer der beschreibung. (98) der D[enkende] ist für die änderung. ihn hält von keinem Gedankengang der wunsch ab daß etwas bleiben soll. er ist einverstanden damit daß durch sein denken die welt verändert wird. sein denken ist ein wenigdenken, es ist beschränkt durch die verpflichtung der nützlichkeit. wählt man von allen dingen nur aus die nützlich sind so wählt man wenige aus. geht man vom zweck aus, dann verliert man sich nicht in gedankengänge die nichts ändern. (101) durch die industrielle mechanisierung verschwindet die gestik scheinbar mehr und mehr: in wahrheit wird sie in eine höhere form gehoben. natürlich nicht indem gestik gegen mechanisierung gesetzt sondern indem die mechanisierung gestisch wird. also: das mechanische ist zu betonen, weiterzutreiben - bis zur gestik. die individuelle geste erliegt der mechanisierung, welche zur kollektiven gestik entwickelt werden muß. (103) sowie leser lesen sollen diese spieler spielen indem keiner einen bestimmten für sich oder ihn spielt sondern alle bestrebt sind die wenigen grundgedanken herauszustellen wie eine fußballmannschaft dabei ist es erlaubt dass gewisse partieen die nur voraussetzungen schaffen schnell herunter gesprochen und deklamiert werden fast außerhalb der eigentlichen darstellung das unter den tisch fallen als stilelement alle müssen so agieren als dächten sie an anderes: nämlich das ganze. (105) Bei der entscheidenden Verbreiterung ihrer [gemeint ist die Literatur] Aufgaben, die sich aus der Umfunktionierung der Kunst in eine pädagogische Disziplin ergeben, müssen die Mittel der Darstellung vervielfacht oder häufig gewechselt werden. (106) Die bürgerliche Musik war nicht imstande, das Fortschrittliche im Jazz weiterzuentwickeln, nämlich das Montagemäßige, das den Musiker zum technischen Spezialisten macht. Hier waren Möglichkeiten gezeigt, eine neue Einheit von Freiheit des Einzelnen und Diszipliniertheit des Gesamtkörpers zu erzielen (Improvisieren mit festem Ziel), das Gestische zu betonen, die Methode des Musizierens der Funktion unterzuordnen, also bei Funktionswechsel Stilarten übergangslos zu wechseln usw. (110f) was erzieht? es erzieht der hunger und die art, wie er gestillt werden kannn. es erzieht die kälte und die art, wie ein obdach oder die kleidung errungen werden können. es erzieht die art, wie die menschen einander begegnen, wie einander zu begegnen sie durch ihre nöte gezwungen werden. es erziehen die schönen künste nur, wenn sie nicht den lebenskampf schwächen. [...] so erzieht der mangel an brot in der hütte zum stehlen oder die bibel zum hungern. der eine kartoffel haben muß, der bückt sich, weil der boden das erheischt oder der herr. solcherart ist die erziehung zum bücken. in den schlecht geleiteten ländern zeigen die tugenden das elend an. wo man einen die gefahr verachten sieht, da ist vielleicht die maschine ohne schutzgitter. (145) Für das Einstudieren [...] 3) die vorstellung, die vorführung geschehe zum anleiten jüngerer und unerfahrener darsteller. dann spielen also regisseure. (147) Anweisung für die Spieler [...] 3 Auch die Positionen der Schritte sollten fixiert sein; die Spieler treten gewissermaßen in Fußstapfen. Das ist nötig, weil die Zeit gemessen werden muß. In der ersten Schlacht ist der Sonnenträger die Uhr. In der zweiten Schlacht ist während der "sieben Lanzenverwertungen" der Kuriatier die Uhr. Die Vorgänge werden so langsam wie unter der Zeitlupe dargestellt. (157) man geht jedesmal vom ding weg zu etwas anderem über, vom allgemeinen entfernt man sich ins besondere und umgekehrt, es ist ein stetiges preisgeben und sammeln, distanzsuchen und herangehen, (171) |
aus dem theorieteil
"Die enge Verbindung mit der Arbeiterbewegung hätte verhindert, was immer möglich ist, nämlich das Lehrstück als Modell sozialintegrierenden Rollenspiels zu mißbrauchen, - eine Gefahr, die sich zwingend ergibt, wenn der klassenspezifische Charakter des Lehrstück-Theaters als gruppenspezifischer mißverstanden wird." (267)
isore, 05.11.05, 00:44