tag 3

(zero degrees // Mittwoch, 11. Januar 2006, 17:28)

die differenz zwischen historischem material und gegenwärtigem körper liegt in den unterdessen erworbenen techniken, ist vor allem erarbeitbar durch diese. auf den fähigkeiten in atem- und stimmführung, körperlicher verfügbarkeit und generierung von "sprechendem" gestischen material muß die rekonstruktion der alten szenen aufgebaut werden. das problem ist, daß in diese techniken unweigerlich (mehr oder weniger) ideologie eingeschrieben ist. so schleicht sich die bewertung ein, die weggedacht werden muß.

mit c. steht das grundgerüst der szenenkopie, die sprachbehandlung muß noch erarbeitet werden, da im original extrem geschrieen wird, ohne daß die stimme abgesichert gewesen wäre: in den hals hinaufgepreßte, sich überschlagende stimme, dazu eine überspannung v.a. der bauchmuskulatur. die frage heute am ende der probe, ob denn die szene in der kopie das transportieren würde, was sie im original vermittelte, führt ins herz des oben skizzierten problems. hier: sich lösen von der behandlung physischer bewegungen als vermeintlich direktem ausdruck von emotionen, satt dessen: jedes phänomen im nachvollzug am eigenen leib auf seinen zeichengehalt befragen. möglicherweise führt das zu einer untersuchenden haltung, die die lücken in der kopie zulassen könnte und die ausrichtung auf ein ergebnis der arbeit (im gegensatz zur konzentration auf ihren verlauf) aufzulösen vermöchte.

b. organisiert ihr spiel seit jahr und tag erzählerisch, blockiert eher alle körperpartien, die keine erzählfunktion zugewiesen bekommen haben. das macht ihr die rekonstruktion erstaunlich leicht, verrringert aber auch die distanz zum material, da es selbst vom video recht leicht und mit wenig verlust in den körper transportiert werden kann. nach meiner rede über musikalische behandlung an tag 1 beschaffte sie sich für tag 2 ein notenheft, in dem sie text und körpertext eintrug - eine hervorragende idee!

mo. hat freude am kopieren, aus der tanzerfahrung vermutlich. im zusammenhang mit theater ist ihr die nun so beginnende arbeit allerdings sehr seltsam...



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