emmanuel lévinas - der tod und die zeit

(gründe // Mittwoch, 28. März 2007, 12:29)

Was die Sprache Tod nennt – und was als das Ende von jemandem wahrgenommen wird –, bezeichnete auch eine Eventualität, die auf einen selbst übertragbar ist. Übertragung, die nichts Mechanistisches ist, sondern der Verstrickung oder der Verwicklung meines eigenen Ichs angehört und die den Faden meiner eigenen Dauer durchtrennt oder einen Knoten in diesen Faden macht, als ob die Zeit, die mein Ich andauert, in die Länge gezogen würde. [...] Wir verstehen den Verfall, die Verwandlung, die Auflösung. Wir verstehen, daß die Formen vergehen, während manche Dinge fortbestehen. Von all dem hebt sich der Tod ab, unfaßlich, dem Denken unzugänglich und dennoch unbestreitbar und unleugbar. Weder Phänomen, kaum thematisierbar, noch denkbar – hier beginnt das Irrationale. Selbst in der Angst, selbst durch die Angst bleibt der Tod ungedacht. Die Angst durchlebt zu haben erlaubt nicht, ihn zu denken.



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