merleau-ponty - humanismus und terror

(geschichte // Montag, 16. Februar 2009, 12:30)

Wenn man sagt, es gebe eine Geschichte, so will man ja sagen, daß jeder Mensch bei seinem Tun nicht nur in eigenem Namen handelt, nicht nur über sich selbst verfügt, sondern den Anderen Zwang antut und über sie verfügt, derart, daß wir vom Augenblick unserer Geburt an das Alibi der guten Absichten verlieren; wir sind, was wir den Anderen antun, wir verzichten auf das Recht, als schöne Seelen geachtet zu werden. Denjenigen achten, der die Anderen nicht achtet, heißt letzten Endes sie verachten; sich den Gewalttätigen gegenüber der Gewalt enthalten heißt sich zu ihrem Komplizen machen. Wir haben nicht die Wahl zwischen Unschuld und Gewalt, sondern zwischen verschiedenen Formen von Gewalt. Die Gewalt ist unser Los, dadurch daß wir inkarniert sind. Es gibt nicht einmal Überzeugung ohne Verführung, das heißt in letzter Konsequenz ohne Verachtung. Die Gewalt ist die allen Regimen gemeinsame Ausgangssituation. Leben, Diskussion und politische Entscheidung vollziehen sich einzig auf diesem Hintergrund. Was zählt und worüber man diskutieren muß, ist nicht die Gewalt, sondern ihr Sinn oder ihre Zukunft.



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