deleuze/guattari - kafka

(kritik der kritik // Dienstag, 10. März 2009, 11:10)

Da die Weltgeschichte eben nicht eine »ewige Wiederkehr« ist, sondern durch das ständige Nachdrängen neuer und immer härterer Segmente bestimmt wird, muß man die Geschwindigkeit dieser Segmentierung, das Tempo der Segment-Produktion beschleunigen, die segmentierten Serien verlängern und zuspitzen. Da die kollektiven und sozialen Maschinerien bereits eine massive Deterritorialisierung des Menschen bewirken, gilt es, diesen Weg weiterzugehen bis zu einer absoluten, molekularen Deterritorialisierung. Kritik ist dazu ganz unbrauchbar. Viel wichtiger ist das Erfassen der möglichen Bewegung, die bereits wirklich ist, ohne schon gegenwärtig zu sein (Konformisten und Bürokraten sind immer bemüht, die Bewegung zu bremsen und zu stoppen). Das hat nichts mit einer Politik nach dem Motto »Je schlimmer, desto besser« zu tun, noch weniger mit literarischer Karikatur und schon gar nichts mit Science-fiction. [...] Wie Kafka sagte: Es gilt weniger ein Spiegel zu sein als eine Uhr, die vorgeht. Da eine klare Trennung zwischen Unterdrückern und Unterdrückten nicht möglich ist, nicht einmal zwischen den verschiedenen Arten des Verlangens, gilt es eben, sie alle gemeinsam voranzutreiben in eine nur allzu mögliche Zukunft, stets mit der Hoffnung, dabei auch Flucht- oder Abwehrlinien zu finden, wenngleich nur bescheidene, ja ungewisse und vor allem asignifikante. Wie das Tier, das geschlagen wird, die Bewegung des Schlags nur mitmachen und ihr ein wenig zuvorkommen kann, um dann besser zurückzuschlagen und zugleich einen Ausweg zu finden.



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