thront auf dem stein und schaut auf das fallen

(blätter // Dienstag, 26. Oktober 2004, 19:01)

seltsam, wie meine erinnerung sich weigert, geschrieben zu werden, läßt sich nicht in worte fassen. sind nur fetzen, risse im film, die sich immer wiederholen, oder oft auch: räume, körper in räumen, konstellationen. reize. ein brocken stimme, ein brocken luft, ein brocken brust als die arme das shirt über den kopf ziehen, ein zittern in einem seltsam fremden gesicht kurz vor dem zerfallen, die haare auf einem altmänner-handrücken über einem lederkoffer, der geruch von tabac und ein kratzen an der wange und im rücken die spur durch den saal zu diesem duft. splitter. keine geschichte. keine geschichten, die erzählt werden könnten.

keine menschen, was immer das auch sein soll, ein "mensch". viel sinn, viele sinne. und vielleicht ist es das schon: daß es sinn und sinne gibt und ein gedächtnis. nur den sinn von geschichten habe ich immer noch nicht begriffen, welchen körper die nachstellen, wo deren haut ist. ein körper hat ja nicht anfang noch ende, er atmet durch jede einzelne pore, ist durchlöchert und innen sehr dunkel. so viele geschichten so mörderisch geschrieben, ein blick, der einen körper abtastet und ihn ordentlich zu machen versucht, zerscheibt, hierarchisiert, ihm den atem nimmt. wie schau ich einen körper an?

sicher fahre ich linien, aber kreisende linien, schnell und langsam, komm immer wieder zu orten zurück, als legte ich eine landkarte an auf dem land, direkt raufgemalt, und die deckt es dann zu. dann seh ich nur noch karte, wo ich doch unter die haut schauen wollte, durch sie hindurch, bis auf den moment, wo eine zelle sich teilt und zu zweien wird.

rückwärts, rückwärts, zwei zu eins machen, sich daran wundstoßen, dich zerschlitzen, in dir atmen, deine haut anziehen, die wände mit deinen kuppen berühren, sehn was du siehst, dich lieben, dich lieben - ist es das? dich auslöschen, dich zu mir machen. mich zu dir machen, dich in mich einzwingen, diese grausamkeit, diese wut, diese sehnsucht danach.

alles vermischt sich, schillert wie aas, körper, die immer schon tot sind, verwesend, aus sich heraus ständig leben gebären, das sich von ihnen abstößt in die leere hinein.



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