karnitz, 5./6. 12. 2009


nichts ist grad hier über die kuppen und hügel streuen schafe schwarz maskierte schafe pissende schafe dafür das becken bodenwärts hin und wieder drückende schafe ihr geschorensein ins land wir drehen ein runde in der kälte: du und ich

und die füchse

bataillone von maulwürfen hier: alles untertunnelt

über uns krähen und mistelballen wie kletten ins astwerk geworfen und die unterseiten der gestrigen blätter am weg- rand gelegentlich zeichen dass der landschaft noch fehlt: die frostkruste wir setzen die schritte schneeweich in das gras so grün noch die narbe o wir sind ein wundern querfeldein wir lassen den schnurstein links liegen auf dem weg zu den tieren wir

wurzeln in der erde wurzeln in der luft

o wär ich ein vogel der im stein fliegen kann

die feinen föhrennadeln rotbraun hingestreckt in der mitte des wegs versprechen das feuer dann (das brennen: geschenkt) vor der umkehr: rist und widerrist

du

dickicht und morast sagst du hier nur kamen wir hoch so sagst du jetzt aber führt jeder weg uns bergab sagst du wo willst du hin

in der winterstille bei den schweineschnüren am wasser entlang durch das feuchte holz

auf der weiteren treppe vor der breiteren pfanne in der leiseren aussicht sagst du wo

willst du hin






prolog


dunkel ist das wort, das den atem hält. vor es anfängt, ist es schon der fall. es fällt leicht. und gleich fällt es überall. dunkel ist der raum, in den es fällt.

es schlägt auf. es spuckt knochen und fleisch, spannt haut, ritzt ein loch vor die lunge, näht staffeln und segel, setzt zähne davor und das platzen des wassers, wenn jetzt glitzernd die zunge vom gaumen zurücktritt, baut

lippen davor. wie viele münder hat ein ohr. wie viele bretter hat ein zaun. wie vielen ohren kann ich traun. wie viele zähne hat der chor. baut lippen davor.

schlagt sie auf. es kommen die und gehn ihren gang, den alten, die ihr loch halten wie man eine flagge trägt, stolz, das trommelfell um die kalten schultern gelegt, und in den gassen geht das licht an: so beginnt ihr gesang.






  1. oktober, exorzismen

pflaumen habe ich gekauft auf dem markt am freitag, geliebte, und keinen kuchen gebacken am sonntag. schande über mich!

letzte nacht, als wir schliefen, stand ihr geist auf, der pflaumen, der geist ihrer steine stand auf und legte sich auf meine brust

drei stunden lang zur strafe. drei stunden, geliebte. es krähte kein hahn. ich schüttelte mich. ich zählte

wörter mit "l", zählte vorwärts und rückwärts. es half nicht, er blieb. ich ächzte, ich schrie, mein rückg- rat wand sich unter der decke.

ich rief deinen namen und ihren, rief mit stickiger stimme: domestica! geh von mir! ich schlug meine faust und auch

meinen kopf gegen allerlei ober- flächen. es half nicht. ich weinte, bis das salz von den lidern fiel. ich raufte die haare, ich biss

in mein kissen, ich sang eine arie, ich legte dem regen eine zündschnur bis in mein herz und er wollte nicht brennen drei stunden lang, letzte

nacht, geliebte. jetzt ist montag. pflaumen habe ich gekauft auf dem markt am freitag und dir keinen kuchen gebacken. schande über mich.






auf dem weg zum arbeitsamt, 9.10.2009


gleich zu beginn der fahrt, die vereinsgaststätte "herkules" im rücken, kurz vor dem klinikum "st. georg", hüpft ein eichhorn rotbraun auf die straße, eine wal- nuß zwischen den vorderpfoten. wir sehn es an im vorbeifahrn. du sagst: die zeit schlägt um, jetzt ist sonne schon nicht mehr ein zeichen für wärme, im gegenteil. eine junge saat- krähe streckt ihren schlanken hals in den wind. dann der wald und sein welken. du redest vom bürgergeld. das noli-me-tangere, der altweiberzorn, die kleine und große ungeduld hat endgültig ihre blüten verlorn (weiß und gelb). auf dem weg an den kleingärten versammeln sich neben den letzten wurmigen äpfeln die schneebeeren, auf die ich trat vor jahren auf dem weg von der schule nach haus, an der säule dann in der eingangszone c (west + süd) lese ich: formationen.






besser


das schreiben ist besser als nichts. es meint heute besser: mal nichts. die einfache falschheit, ein gedicht wie ein holzscheit ist allemal besser als nichts.

die fische sind besser als nichts und der sanddorn ist besser als nichts. die muscheln, die perlen, die föhren, die erlen sind alle besser als nichts.

das alleinsein ist besser als nichts. das zuzweinsein ist besser als nichts. das verstellen, das vorstelln, das spielen, das bellen, das wollen, das zielen, das treffen und schmerzen, die nonen und terzen sind sicherlich besser als nichts.

dein haar ist besser als nichts und dein bein ist besser als nichts. und der reim in den binsen und die spalten im licht und die splittrigen füße und die alte süße und die scheiß romantik und ihr blödes grinsen, das ist alles besser als nichts.

das sterben ist besser, das erblinden ist besser, das werben ist besser, das finden ist besser, das verfehlen ist besser, das sich zieren ist besser, das erzählen ist besser, das verlieren ist besser -

nichts ist besser als etwas. alles ist besser als nichts.






auf dem weg zum arbeitsamt, 7.9.2009


es ist wieder zeit, nach dem fall- obst zu gehen, mit kescher und eimer. wir nehmen den weg durch den wald. schwer und dunkel hängt der holunder an den seiten. er trägt die last des sommers, der stirbt, nicht für sich, und der hopfen schwankt uns voraus in den brombeerranken. keiner wird ihn pflücken, sagst du im vorbeifahren.






bergen/dumme, pfingsten, 2009 (platzendes wasser)


nur die schrumpfung braucht gestaltung, die faltung, die verwüstung, das vergehen ruft nach der form. was zurückbleibt.


das erröten der jungen kirschen, * kuckucksrufe in den kuhdunggeruch, * die zuversicht der schafgarbe und, dazwischen, das zarte rosa des klees, davor * die feuchte süße des kamillenfelds, matricaria recutita, wie sie sich in den brustkorb gießt, * und danach. * das tiefhängende schnattern der schwalben zerfällt das land in syntagmen, stratiotika ktemata, maßlos, gelassen ist der rhythmus der landschaft unter dem netz der vögel, singposten auf den produktionsanlagen von welt. mann! die kämpfe brauchen gestaltende falten, die wüste, ihr vergehen, ruft nach der form: wiederholung. sucht ihr ende und findet geschichte, erfindet sie: sucht, sich aufzulösen in formalin. wie das geht, * mann. * ich stand im feld und sammelte kornblumen und margeriten, geliebte, um sie nach hause zu tragen, wo immer das sein wird. * und der himmel zieht einen schmalen vorhang aus regen über die felder. er fragt nicht, er weiß nichts, nichts sagt er, d.h.: daß er streicht über die haut der erde, erinnerungslos, und daß es so sein soll. * platzendes wasser.


doch das erröten der jungen kirschen.






summen 4


unser haus ist aus dem himmel gefallen, ein fenster ins licht sein abdruck im gras.

darin steht dein schatten und schaut auf den tag und der nickt und erhebt sich,

schiebt durch das rostige tor an den waldrand einen sandigen pfad. der verläuft sich

im rücken der bäume, hinter dem feld, der gelb gewordenen erinnerung ans meer.

ein klagen ist hinter dem singen der grillen: das seufzen der gräten, etwas

neben der spur. gehst du zur mauer des wilden gartens und hältst deine hände

gegen die steine - du kümmerst sie nicht. wirf einen kiesel. vorsichtig springt er

über den staub. vom mauerrand rufst du, winkst mir zu kommen, zeit auf den schultern,

deine stimme ist mir ein blinzeln im knochen: clavicula. und der tag springt

zur seite, ein grillenbein weit. die gräten im boden drehn sich im schlaf, ihr schatten

wellig, die luft, die wipfel der bäume, deine hand, eine insel aus schilf schräg

in der landschaft, singen ihr lied. ich schließe die augen. wir sind aus dem himmel gefallen,

neben die spur. der rand zieht sich langsam nach innen. hinterm tor geht die schafgarbe auf.






1.11.2008: wien - leipzig


hochsitze, saatkrähen, elstern im gestrüpp am bachrand, im süßlichwerden des jahrs

näht das bild deiner schläfen am laubsaum. ein mitbringsel aus dem wegsein vielleicht?

und im wald weht der wind um die läufe der jagd nach dem schatten, den du wirfst auf das land

wegsein, jagen, den schatten werfen: das war doch eine folge von schwellen

quer zur spur des zugs in mein ohr, d.i. wieder bist du drüber hinweg gegangen,

d.i. die lücke versäumst du am bildrand von herbst






r/w


vom einholen der netze in der nacht erwacht erschrocken die augen aufgesetzt im bett aufgerissen um nichts mehr zu sehen als das r

"wie klingt das w wort seine verdünnung frau wie klingt das wort dessen atem mich streift das schuppige wort mit den klauen das wort das dich greift"






zug berlin - leipzig


vögel scharen sich über der pappel alleen, eine feder gesang im rechen meines sehens, notierens: unzählbar das land, unerzählbar der ort!

und die saite meiner fahrt, geschichte, dehnt sich diesen anschlägen zu, die mir fehlen, weiß ich, schütter: die sie sind. dieses vielfache wort.






abkürzungen auf dem weg zur hohen form


hügel von möwen durchstürmen mich






| : mehr noch die hand schläft auf dem gestade die lippen im trocknen geborgen : das bist du das nicht : |






noch


warum welche sich trennen die sich so nah

fragst du damit

noch wachsen augen ihnen im weg- sein die

andere hand

sehen die anderen noch vor den augen






wiederkreis


I

komm, wir flüchten (wie das klingt!) bis uns das herz zum halten zwingt; dann liegen wir uns endlich satt. die lieder schwer, die glieder matt,

auf deiner haut ein lindenblatt: kein baum, der solche blätter hat. kein mund, der solche lieder singt, doch wie er mich zum klingen bringt

jenseits der stadt, jenseits der stadt.

II

"im tiefen erdbeertal, im schwarzen haar, da schlief ich manches sommerjahr bei dir und schlief doch nie zuviel." nicht wahr? es war ein gutes spiel: die worte waren klar und kühl, das zucken heiß, ich weiß: wer will danach noch sprechen von gefühl, wenn es doch eine regung war im tiefen erdbeertal, in deinem schwarzen haar.

III

jetzt ist es besser. ich rede mit tieren. ich drehe mich um deinen abdruck im moos. der himmel ist grau. die bäume verlieren. die straßen und häuser. worauf warten die bloß.






beipass


"nachrufe, in die tönende schale gesprochen" war der kreisgang der selbstabschaffung in schrift, die den klang aufzulesen hatte des atems, des herzschlags, des singens im ohr:

nachrufe. in die tönerne schale gesprochen war die preisgabe: selbstabschaffung. in der schrift die als klang - auszulegen hatte der atem. der herzschlag. das singen im ohr:

rufe nach der tötenden schale. gebrochen im kreisklang, der, selbst abschaffung, im schritt den gang abzulegen hatte: den atem, den herzschlag. das singende ohr.






weiter innen


schon abgebrannt begonnen mit dem ersten wort rauchende stoppeln so weit der blick reicht

ein kriegsgebiet abgesteckt im kopf hatte es die weißwand abge- wischt immer wieder

und erdklumpen flachen steinen gleich das wort geworfen in die leere kopfüber als fiele es nieder als kehrte es wieder als halm also sätze zur rede gebunden wie garben hinter der stirn aber wieder und wieder und nieder die lider und und und und und also von vorn der sturm auf die sperre vorm feuer der sturm auf die sperre vorm feuer

also abgebrannt begonnen mit dem ersten wort rauchende stoppeln so weit der arm reicht

ein krisengebiet einge- steckt hatte es im kopf die tafeln abge- wischt immer wieder






789 körner


daß der reis falle aus der ebenen schale ihr zittern wenn sie die gedanken verlassen wieviel wiegt ein wort denkst du in worten

bildkörner geworfen die schale des worts dachtest du eben sie zittert ja bloß fällt sie jetzt aus der wiege zum wievielten mal wartest du drauf sie so zu verlassen

das schale wort weißt du wiegt sie nicht auf denkst du an reis und sein zittern unter ihren worten schäl ihn hält er ihr bild denkst du in bildern körnig das wort






bassau


vogel zug runde 0 könnte werfen die brust zum ball 0 federt sie weiß sein gesicht zur hand

perlhUhnspiele kontrAktionen

sehnen zug 0 wirft ihn auch nicht aus dem blut bahn 0 formt sie weiß ihre hand zur brust

bassau






das


wie nichts sich den luftigen spuren nach näht keine wand hält es auf sich dringts durch die fugen im lungengewebe das wurzelwerk denkbar wie sinn sich um den atemfluß faltet vergeben ins wort da draußen sein beben zeigt an du bewegst dich jetzt reißt deine sprache erreicht sie dich dort im loch ein gefälle






26.12.05


wand aus weiß verteilt in die tiefe hinter die hände zog aus / zieht ein hier: haut der haut weiß hinter ende greift in die tiefe zieht aus / zog ein hier: wand der wand weiß hinter weiß endet die tiefe aus haut verteilt in die hände






kanon


was du für großes geschrei hältst mein vogel ist nicht mehr als alle immer schon waren

komm runter vom dach und glätte dein gefieder

nur was dir selbst verständlich scheint vor den würmern ist anders als du

also schlag deine flügel gegen die kalkwand ruf laut ihren abdruck aus was von dir bleibt






.


dann spuckst du dich über die schwelle des abends in die gassen der licht- stadt rufen sie laut deinen namen du fliehst die hand vor den augen salzkreise deine spur ein wind vor den lippen auf den feldern aber wo sie metaphern ernten rammst du den arm in die erde und wartest du

nimmst keine beuge du

nimmst keine krume

niemand bleibt lange wach unter staren






vor


und wenn du auch den rechten arm fahren läßt über die platte, hand greift nach luft vor mir, und dein oberkörper folgt ihm nach, bis die wange vor deiner schulter ruht, vor allem sind da keine augen.






joensuu


sie sagen es gäbe zwei kontakte an den rändern die sich berühren müssten damit es geht.

die hölzernen schienen: wald und jenseits das gras.

innen aber der duft nach linden- blüten und haar.

ziehen über dem holz am wasser zwischen den orten.

damit es geht sagen sie gäb es zwei kontakte die an den rändern sich müssten berühren.






variante


das letzte licht geht aus dem saum in mohn und luft doch das gewicht der weichen

eine taube wolke spreizt ihre lider die sonne mag sein sie kehrt wieder im gleichen

bald löst sich das aber luft und mohn

tief ist mein bett ich schlief schon






rekonstruktion


vielleicht gesungen "oh das land" die bienen summen im lavand im weizen zwischen mohn und luft hält stumm ein reiher das gleich- gewicht der weiche duft der linde tropft auf meinen hinter- kopf geschichten:

am teich (dort wo der faul- baum steht) da weht aus einem augensaum das letzte licht in meine hand ich halt es bis am glatten rand sich eine taube wolke bricht denn

"lavand du trägst den dolch im gefieder!" schon spreizen die schatten im lu die lider die sonne stößt zu mag sein sie kehrt wieder im weizen fällt ein reiher um

bald löst sich das band dann leg ich mich nieder luft und mohn ich schlief schon tief hier mein bett ist groß wir sind ein tier aus moos und honig am tag hält sich's grade nachts ist es krumm






nimh


doch du bist ja der herbst die schule teerblätter fallenden lippen

verbrennen die ränder friedlich die luft nimmt die ferne sängen die hände

und dr geht sie im kreis und schläft rudert sie südlich

da legst du die schwäne hacken gern auf die wände

sie

gehörn ja uns allen sie

gehörn ja uns allen






remake


he hellbraun laß mir die luft aus der kammer. ist so dünn hier unter dem flimmern der decke. ich schaue und friere und kleb meine augen an deine lider und an deine lippen. ich zupfe die fäden und wieder und wieder berühr ich die wörter. sie wollen nicht fallen. nur nachts fällt manchmal das bild deines rückens über mich her und mein bett kriegt das flackern. ich ein rewind später fühl mich an wie verdaut. der tag auch wie vorgekaut. tiefkühlkost- tage an denen ich die folie kaum abkrieg von meiner herz- klappe mann wie verkitscht ich dann klinge wenn ich voll luft bin so aufgepumpt vom alleinsein. du weißt schon. den haken ganz fest im h-milchglasmuskel. eine kühlwasserleiche. eine kaltluftmakrele. ein nußschalencowboy. ein kuhhautvertreter. der relaunch des remakes der wiederholung von gestern.






süß (horn in den nebel)


am fenster werf ich dem mond einen blick zu und er wirft meinen namen weiß zurück in den mund selbst durch das glas riechen die blätter feucht und kühl ihr künstliches grün eine stehende welle im licht der laterne gelb reibt am rücken ein später ball prallt gegen die gitter

hinter mir dreht sich mein schatten langsam im kreis und schwingt seine arme im takt der strahlen aus seiner rechten hand hoch führt er die linie hinter mir legt der abend sich ein stück schokolade unter die zunge dunkel und bitter es braucht ja nicht viel

einen sprung auf die bretter mit beben- dem knie einen hauch auf der wange ein singen im glas ein wachsen des hornes im monddunst das reicht das reicht für den doppelten schritt in die nacht






bitter (nebel ins horn)


meinen namen, nenn ihn dunkel: mund mit dem gitter.

im verborgenen knie führ ihn vor dich. das reicht.

führ mich vor deinen namen. nenn ihn dunkel und bitter.

hoch vor der hand führ dich vor mich. das reicht.






oh


die fahrt ist mir ganz schön aufs kreuz geschlagen zwölf stunden schief in den sitz genagelt die der zug geduldig ins dunkel schnitt

jetzt rauscht mir der fahrtwind erst in die ohren durch mein schulterfenster rechts stadteinwärts genäht in das springen des glases des raums

oh

sohn deines vaters ich klebe am boden festgeleimt mit der farbenroute zu dir gebogen verloren gemacht

nun hast du staub in dein säckchen gepackt öffne die lider und lasse sie klingen öffne dein säckchen und gib mir die nacht






sagt man


ganz gedrückt an den rand die wimpern fahren vor den scherben des steins hatten die namen doch noch vor den jahren waren die eine und eins

in jede zeile legt sich ein knoten in jedes zittern lebt sich ein du

und sind die kein weben und sind nur die toten

ein riß in den lücken zählt das auch dazu gebückt in den sand sind deren gräten gegen das netz gegeben hinter den städten

soll aus den nähten noch bitter ein leben sich drücken






edm


wachst auf und schreist so hast du's gelernt spitzen für ein und das gelbe im kopf

bewegst deine hände so hast du's gelernt du faltest die luft so ist es um den wind auf

greift das greift das so hast du's gelernt ist es zu um die blätter und hält dich das

so in bewegung

im schnee etwas scharfes zwischen zwei ecken werden eine eiserne kurve und

umkreist dich das gelbe und krümmt sich das weiter edm die kreuzung edm ein riß

bleibst du wohl

und am nächsten morgen gott ein stück fleisch der haken und gestern über dem asphalt

steht das macht das dir blut

in den nacken tropft und deinen rücken herunter läuft es so setzt es dich

sagt es das mit den spiegeln das mit den stiften das mit den nägeln

auf zu






ach und


welch ein salz backt sich hier in der brust blau unter der sonne die stadt kristall unter den fingern das knistern der wand lust ein fallen von sand aus den augen

welch ein eis das packt sich hier in der lunge weh so oft ich auch lecke an deiner klinke ich hinke ich streck mich nach deiner decke weiß auf meiner zunge fällt ein fremder schnee






à propos horváth


du wachst auf und schreist so hast du's gelernt als dir das licht in die augen greift das ist um den wind aus den blättern zu schütteln und dich zuzu- spitzen für eine weitere seite im schreibheft das unter dem kopf- kissen liegt

du bewegst deine hände so hast du's gelernt du schneidest die luft so bauen sie straßen zwischen zwei ecken werden bäume gefällt vokabeln die auf die steine stürzen

so hast du's gelernt ein schritt vor den andern und wenn du im schnee etwas scharfes fühlst eine eiserne kurve fremd unter der sohle die dir den kopf aus der karte reißt so bleibst du wohl stehen und tropfst auf den kreuzweg ein riß in der rinde eine har- zige stille

dein schatten umkreist dich das licht sickert ein

du hörst auf zu schreien doch das holz krümmt sich weiter

und am nächsten morgen spießt gott ein stück fleisch auf den haken und läßt es vom himmel hängen grad über deinen kopf der so weiß und staubig seit gestern über dem asphalt steht das macht daß dir blut in den nacken tropft und warm deinen rücken herunter- läuft setzt er dich so in bewegung

sagt er das mit den spiegeln das mit den stiften das mit den nägeln käme erst später






versicherung


fünf noten morgen schräg vor meiner stirn auf das becken gebeugt und den sauberen ablauf meines neuesten tages angenehm rund angenehm rund und beweglich im ohr

über dem messer wieder ein versuch ein paar federn zu ziehen aus den wellen von wärme über meinem frühstück oder dem schnappen des wassers tee nach der kühle in meinem kopf

ich darf älter sein heute als ich gestern war und meine falten glattziehen über den knochen und mir bögen zurechtlegen auf linien laufen sonst werd ich sonst kann sonst verlier ich die füße

ich bin nicht mein schulweg ich bin nicht mein schulweg mein füllfederhalter ich bin nicht mein schulweg

ich bin nicht mein schulweg aber streck ich die hand in das loch hier im raum streck ich die fällt ein stück schnee auf den rücken streckenweise winter über meiner haut fallen fünf leise noten fremder krieg federleicht in meinen tagesablauf und du bist nicht hier mein federhaltfüller du bist nicht mein schulweg und du bist nicht hier






aussicht


drei tage und nächte hing eine haut in der astgabel hinter dem kreuz meines fensters.

(seit einem jahr - d.h. seit ich hier lebe - hat sich der staub auf die scheibe gelegt,

und du sagst aus spaß, wenn wir manchmal so stehen: schlechte aus- sicht für unser tableau.)

jetzt steht sie im rücken, eine hand in der wunde, und kratzt mit der schere die zeit aus dem raum.






intervall


und morgen wirst du nicht mehr sein als ein knoten in der schnur und

ich nicht mehr als eine schnur

dachte ich gestern






transit


der taschenspiegel: ein sack voller bilder

wer nimmt und wirft ihn über den zaun

wer sammelt die scherben

wer setzt mich zusammen






echo


vom traum blieb mir nur der ruf eines traums, eine puppe in der puppe, den mund aufgesperrt: nur nicht die alten, die alten. nur nicht.

nur nicht die alten. und doch ist keines jünger als ich. sie heben die brauen.

jedes lege ich in die zwei mal vier, sauber gefaltet in die holzschachtel herz.






laudatio


jedes gedicht, das ich versucht habe bisher, hat er schon geschrieben,

ohne mein wissen, und vor allem ohne mein einverständnis.






sonntag


das ticken der uhr nehme ich nicht ernst sie geht ja nicht richtig, sie ist ja schon alt






summen


als wären wir mit dem haus aus dem himmel mitten in eine wiese gefallen: so fühlt es sich an, aus dem fenster zu sehen. nur der sandige pfad, der sich schmal und geduldig durch das rostige tor bis zum waldrand schiebt, tut so, als wäre noch etwas vorhanden jenseits der bäume, hinter dem feld.

und es heißt, daß die weiten senken vor zeiten unter dem rücken des meeres lagen. und daß an stillen tagen die grillen verstummen. dann hört man die fische klagen.

du gehst zur mauer des verwilderten gartens, die sich in den schatten des hauses duckt, und hältst deine hand gegen solche geschichten. sie kümmern dich nicht. du wirfst einen kiesel und hörst nicht das leise, mehrfache plätschern, als er staubend über die wellen springt. du legst deine hände auf die alten ziegel und ziehst dich nach oben. du winkst mir zu kommen.

und du sitzt auf dem rand, mit dem rücken zur wand, und sagst, daß die zeit - wie ein senkblei - schwer auf dem jochbein liegt und dich nach unten drückt. und daß das heißt: es geht nicht mehr.

der tag macht weiter. die gräten im boden drehen sich vielleicht einmal um, als würde der schatten einer wolke, ein trüber gedanke, über ihre sehnsucht nach wellen ziehen. die grillen, die luft, die wipfel der bäume (hinten, wo der wald wie eine insel aus schilf sich schräg in die trockene landschaft legt) singen ihr lied. ich schließe die augen. es ist sommer. wir sind aus dem himmel gefallen.

und die sonne ist heiß auf der haut und ich weiß, daß hinter dem zaun schon die schafgarbe blüht. daß die zeit ein gewicht hat und die liebe das nicht hat. und deshalb eines verstaubt und das andre verglüht.






reim mich oder ich freß dich


ich würd so gerne an den strand tja scheiße ich bin abgebrannt und stehe da am straßenrand daß wer mich mitnimmt schlecht geplant hätt ich im lotto abgesahnt wär geld mir nicht so unbekannt der kontostand nicht ungeahnt vertieft das portemonnaie nicht so vermieft (hätt ich gearbeitet, statt daß ich ständig schlief) stünd ich nicht mit dem rücken an der wand (jetzt finanziell) längst losgerannt ins wasser wär ich doch und nicht so festgesteckt in diesem dreckjen loch oh von der mitte bis zum rand bloß raus aus diesem land verdammt ab in den sand will braungebrannt auf deinen hintern meine hand ganz lässig und charmant ablegen jetzt ab ins meer das wär ein segen und liegen und mich nur bewegen für einen gang zum cocktailstand.






salzig


und wieder verschwommen ich folge den fäden der linie im blau ich hoffe sie hält die feder die schnur ein tau auf den liedern ein zaun in den knochen der wind der zerfällt

die risse im himmel wo dein finger entlangging die blätternde haut der singende regen ein glas voller wetter ein staubiges feuer und wieder verschwommen ich kann mich bewegen

und weiter du weißt ja ich steig auf die fesseln das messer im mund dem tag wachsen nägel ich steige und gleite ich nehme die scherben und in dieser farbe streich ich die segel






rahmen


gespannt sind mit dieser kraft oder jener / mit dieser und jener ist der ton

so und so / so oder so

ist dein körper ein klang holz / der weg meiner glieder gespannt durch den raum dazwischen / sind wir die wege der lieder sehnen und haken / wir mäuler eine trommel schlagen sie

so oder so / so gespannt

zwischen dieser und jener ein holzweg / zwischen den fellen doch gerbt sich das glück