marianne fritz - naturgemäß i


Sehr wohl; es kommt bloß auf den Tanzschritt an. Den Urdarm ergibt nur der Tanzschritt, ebenso der Tanzschritt die sonderbare Zusammensetzung ergibt, die keinen Sinn verbirgt, weil der Sinn in dieser verrückten Zusammensetzung nicht zu deuten ist: melancholischer Stupor. Was soll das heißen?

Das kann nichts bedeuten. Der Sinn wird aber! mit Hilfe des Tanzschrittes dem Unsinn? Nicht dem Unsinn, der sinnlosen Zusammensetzung sehr wohl mit dem richtigen Tanzschritt entrissen, ein bisschen wirbeln, ein bisschen vor, der Sprung gewagt, hopphopp, und nun bleib stehen, schau! Das war der Fehler! Während du stehengeblieben bist, bin ich zurückgelaufen, um anzusetzen zum großen Sprung nach vorne, das ist der Flug über den Abgrund wie er sich auftut zwischen dem Sinn und dem Unsinn.

Der Unsinn ist der Sinn. Rettet das, den Sinn? Kaum! Ob so oder so, er wird unsichtbar sein müssen, entweder? in seinem Dienste dem Unsinn entwischen oder im Dienste des Unsinns ja hat er nun eine Wahl? Besser die Qual des ewigen Tanzschrittes, immerzu auf der Flucht vor dem Unsinn, möge sich närrisch suchen der Unsinn, der alles erträgt nur nicht den Tanzschritt, wenn er nicht fesselt ans Unsinnige, dann fesselt er eben anders: Der Unsinn schneidet sich, bis zu den Knochen heran: Würde das der Tanzschritt tun? Nur der eingefangene Tanzschritt, der gehorcht dem vorgeschriebenen Unsinn.






fritz - dessen sprache du nicht verstehst (840)


Will ich studieren, setz ich mich auf die Wasserbank, die Waschlawur laß ich in Ruh, die Wasserkübel müssen ausweichen. Und schau beim Fenster hinaus und hinein in die Umgebung. Sehen brauche ich nix. Weil, ich und mein Haus, mir wohnen etwas höher — ein Hügel ist z'viel g'sagt, eben zu wenig. Eben: etwas höher, so ist das aber nicht, daß ich nix seh. Ein Schritt und ich bin beim Fenster und dann sehe ich, grad alles. Einen Weg und der führt nach Nirgendwo: gehe ich den Weg hinunter komme ich nach Nirgendwo und gehe ich den Weg hinauf komme ich auch nach Nirgendwo, ja. Weil, wir können wählen. Wie wir nach Nirgendwo kommen wollen, das können wir uns selber aussuchen. Bist z'alt, kannst auch daheimbleiben.






fritz - dessen sprache du nicht verstehst (734)


Nur er selbst kannte die Entstehungsgeschichte dieser Merkheftchen: ihren Sinn, mit ihnen eine Sprache zu entwickeln, die niemand verstand, zumindest nicht IHREN Sinn, nur die Ausnahme: der andere, der, wie er selbst, auf der Suche gewesen nach einer Sprache, die niemand verstand, nur die Ausnahme: der andere.






marianne fritz - naturgemäß i


Wo trifft sich Zukünftiges mit Vergangenem, wo wird die Zukunft! vergiftet von der Vergangenheit; wo wird die Zukunft! verfolgt, eingeholt, gestellt, überrumpelt, gefesselt, erschossen, erwürgt, ersäuft, erhängt; wo wird die Zukunft! endlich dem erlösenden Tod: gegönnt; wo wird die Zukunft! endlich dem letzten Trost, der letzten Hoffnung, der letzten brennenden Begierde zugeführt,   mit peinvoller Verspätung.






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