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(agebu // Montag, 28. März 2005, 15:08)

osterspaziergang, pilze sammeln, bis die sonne scheint. schon der geruch von wiederauferstehung kräuselt die kopfhaut.

die regeln des fallens.

der grundton des vordenkens. wenn du dahin zurückdenken kannst, zurücksingen kannst, hast du den schlüssel, denkst du. und du ruhst in der mitte, und denkst: alles fällt. und du fällst. du fällst mächtig. und alles andere steht und schaut dich an: gefallen. und der grundton des denkens, er, hinter dir, lächelt bei sich: ja, das kennt er. er mag, daß ers kennt.

aber niemand kann deinem körper gebieten. sie versuchens. es channelt sich durch das bewußtsein, das keines ist. diese trance des sich-im-griff-habens.

und ist das alles: sich selbst immer wieder daran erinnern zu müssen, was man schon wußte? das vergessen zu bekämpfen, das sich als naturgesetz ausgibt?

die wikipedie z.b., mit ihrem globusbild: zusammentragen und zerteilen. je mehr zusammengetragen wird, desto mehr muß zerteilt werden, und wann wird das bild des ganzen, das immer am anfang steht, zu groß für mein sehvermögen? das ist der punkt, an dem der staat seine eigenlogik zu entwickeln beginnt, an dem er autonom wird. das wird denen auch passieren, denkst du (und etwas flüstert: hobbes).

also autonomie: sich selbst sein gesetz zu geben, den bezirk zu bestimmen im alles-gleich-guten, der ort des willens, aber der ort der verantwortung: denn wär ich alleine, bräucht ich ein gesetz? da wär ja kein bezirk, weil mich niemand schnitte.

verhandlungen über den ort des denkens: wo der ist, sitzt die gewalt. gewalt als netz, das die macht einsammelt. du denkst: komisch, wie die bücher, die man nicht gelesen hat, das eigene denken bestimmen. vielleicht sollte ich noch von anderen büchern mehr wissen, von ihrem dasein, ohne sie gelesen zu haben.

welche ignoranz. welche ohnmacht gegenüber der fülle.

also wo ist meine autonomie, wo versteckt sie sich denn, diese miese maschine, und verbirgt sich hinter allerlei ideen, hinter dem denken? orte verschwinden ja nicht einfach so, sie werden zum verschwinden gebracht.

und dann denkst du: daß du "ort" denkst, ist natürlich auch schon ein... wort.

on the seventh day, kwang-tse tells, chaos died, erzählt cage.

verschachtelungen und durchlöcherungen.

vielleicht war alles, was man immer über den staat zu wissen brauchte als jemand, der mit dem eigenen leben beschäftigt war (und womit denn auch sonst sollte man denn beschäftigt sein während man lebt?): das ist dieses etwas, das sich als vernunft ausgibt, es aber nicht ist, das merke ich schon, ich bin ja nicht blöd.

ich hab angst: er wird immer besser, je sanfter er wird. etwas löst die grenzen auf und ich hab den verdacht, sie werden neu gezogen außerhalb meines blickfelds.

aber ich hab ja jetzt ein brillentuch (die brille weggeworfen mit dem gedanken: ha! das hättet ihr wohl gern, daß alle sehen wie ihr! (wen meinte ich da eigentlich?) seitdem renn ich gegen wände und find das romantisch), das sammelt den staub, den ich abwisch von den gläsern, dachte ich eben, als ich es gegen meine nase drückte und einen tiefen zug nahm...

kann nicht mal jemand diese ständige bedeutungsproduktion anhalten, die mein leben vernichtet?

es ist das schreiben selbst, in die schrift eingeschrieben. christian wolf prophecied this years before: no matter what we do, he said, it ends up by being melodic, erzählt cage. interessant, wenn man dann sagt: komposition in tarnung, und ich denke, puh, zwei sachen auf einmal: einerseits, wie ein denken über kunst sie erfolgreich vom bereich des "normalen", oder "alltäglichen", eben des regierungsbezirks, fernhält, so daß es zum ereignis gerät, über das allerhand gerätselt werden muß, wenn sich ein paar leute auf die straße stellen und musik machen. was für ein komplizierter vorgang das wohl (mittlerweile?) ist. und andererseits: wie immer schon vorher die kunst als möglichkeit das betrieben hat, was sie dem staat dann vorwarf, faktisch getan zu haben. als könnte man "so tun als ob", ohne darüber nachzudenken, was das bedeutet.

und dann: die dritte stimme, die darunter, die du nicht hörst. die beschleunigt, anfeuert, dirigiert. die stimme, die du nicht hörst.

du denkst: dieses bild vom lachenden dritten, in dem moment, wo du das entwirfst, hörst das lachen dieses dritten, das natürlich nicht auf dem bild ist, und hast die wahl: feuert es dich an bei der bildproduktion, läßt du dich anfeuern und versuchst es zu fangen, katze auf der jagd nach dem eigenen schwanz, oder weigerst du dich. und wenn du dann sagst: nein, wenn alles, was ich tun kann, dir gefällt, dann will ich lieber nichts tun, als dir zu gefallen etwas zu tun. und dann schreibst du das auf: und was machst du dann da?

wo trägt dich das hin? wovon trägt dich das weg? und wann und wo verwechselt sich das, tauschen sich die bilder aus, von dir unbemerkt, schwupps! und du rennst einfach weiter? rennst weiter und weiter, esel hinter der karotte, die sein eigenes rennen ihm vorhält?

stell dir vor, der esel würde plötzlich anhalten und den leuten zu predigen anfangen: sie wären ja auch esel und wüßten es nur nicht, sähen die karotten nicht usw. usf., wäre das nicht noch viel komischer? nein, ich meine, worüber würdest du denn lachen: den esel oder die leute? oder würdest du sagen: nein, "über" jemanden lachen finde ich schlimm, ich lache nur "mit" anderen? als gäbe es nicht immer etwas, über das man sich lachend hinweghilft, diese unsichtbaren stromschnellen des alltags? andererseits: als gäbe es ein lachen alleine, nur "über", das wirlich helfen könnte? nun, wie dem auch sei.

und du würdest eine geschichte erzählen über den esel und die leute und dich, den erzähler, und die leser, die du ja nicht kennst, und die du auch nur hypothetisch fragst, oder anders: alle fragen an dich selbst verwandeln sich so schnell in fragen an wen anders, der nur irgendwie anders, weil ja, wenn du schreibst, nun mal niemand da sei außer du selbst, und alles schreiben doch vor allem darüber hinwegschreibe, daß da niemand da sei und man selbst am liebsten auch nicht da sei etc. etc. - wem wäre damit geholfen?

erzählen: die büchse der pandora. besser nicht damit anfangen. denkst du und sitzt da und wartest. worauf?

darauf, daß das schreiben anfange. auf ein ende.



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