abgebr. | |||
auf der rückbank eines alten kombis nach frankfurt. es zieht kalt nach hinten, weil der fahrer das fenster die gesamte fahrt leicht offen läßt. raucht abwechselnd zigaretten und zigarillos, goldfield, kopien. ich lege mir die decke vom nachbarsitz über die knie. wenn ich in frankfurt ankomme, werde ich voller haare eines hundes sein, den ich nie gesehen habe. er fährt zwei mal die woche nach wien. warum? ein breites lächeln, daß seine gelben zähne zeigt: er liebt die stadt. ich bin beeindruckt. mein gedämpfter enthusiasmus erstaunt ihn: aber die copacabana, die eiswelt... daß wiener beleidigt wären, wenn man im geschäft frage: wie teuer ist das, ist ihm nie aufgefallen. ich versuche ihm zu erklären, was theater ist. nicht oper, nein. also musical? ich bin ratlos. ich sage: schiller. schiller und goethe. faust. er sagt: schiller, ob er sich das anschauen würde... ich weiß auch nicht und habe keine lust, gutes über schiller und goethe zu erfinden. als wir an einem plakat für romeo&julia als musical vorbeifahren, ärgere ich mich, nicht shakespeare gesagt zu haben. unterwegs: sonne, schneesturm, sonne, schneesturm, stau. im radio eine gutgelaunte stimme: herr x. möge bitte dringend seine tochter oder seinen sohn anrufen. auftauen im zug. eine frau legt ihr kind an die hundeleine. glücklicher empfang. weiß dann nicht, ob ich einfach zu müde bin, im bett in gießen mit a. zu schlafen, oder ob es daran liegt, daß ich an a. in wien denken muß. schlechtes gewissen. viele träume. der deutlichste: eine kleinstadt, menschenleere straßen, wie in schwarzen molton verpackt. der geruch eines alten verbrechens. kleine grüppchen, deren wege sich kreuzen und überlappen. ratlos durch die straßen, es dämmert den ganzen tag. tränen auf ladentreppenstufen. ab und zu pflückt jemand ein langes stück schwarze gummileiste von einem blattlosen baum, verwirrt. |