abgebr. | |||
wie eine filmsequenz war die szene in den träumen seiner letzten tage immer wieder aufgetaucht: ihr ihm zugestreckter finger, auf dessen kuppe der hölzerne, etwa erbsengroße samen lag, dahinter unscharf ihr gesicht, opak, ein halbes lächeln. dann der finger zwischen seinen lippen, der sich leicht und langsam zurückzog, während der samen überraschend kühl auf seiner zunge lag. ihr aufmerksamer blick, als suchte sie nach anzeichen für etwas, und seine unsicherheit darüber, was von ihm erwartet wurde. also schluckte er absichtlich sichtbar den samen herunter und lächelte dann, wie der mann, der er war. wie ein kind, das einen cowboy spielt, fand sie. die folgenden tage waren eine ruhe. es war frühling. sie gingen durch die straßen, kochten vitaminreich, schliefen miteinander auf seiner schmalen matratze. er hätte die szene wahrscheinlich vergessen, wäre sie nicht jede nacht mehrmals in seinen träumen aufgetaucht. schließlich war er sich nicht sicher, ob er sie vielleicht nicht von anfang an geträumt hatte. sie sprachen nicht davon. aber in seiner kehle wuchs etwas heran, und nach einer woche begann er es zu spüren. eine schwellung der mandeln, dachte er zuerst, vielleicht ein infekt, der nach einer halben woche wieder verschwinden würde. der untersuchende blick im badezimmer, die zunge herausgestreckt, zeigte auch rote erhebungen beidseitig des schlunds, wund in den atem hineinragend, unter dem das glas des spiegels beschlug. die erhöhte durchblutung erweckte den eindruck, sie würden im rhythmus des herzschlags sich dehnen und zusammenziehen, es war faszinierend. nach einer zeit der betrachtung zuckte er die achseln und griff zur zahnbürste: das würde sich schon geben. es gab sich aber nicht im gang der tage. essen und trinken wurden zunehmend schwerer, da zunehmend schmerzhaft: angina, dachte er, ich muß mal zum arzt gehen, am besten gleich morgen, heut schaff ich es nicht mehr. sie machte ihm abends umschläge, mit warmen augen und einem feinen lächeln. |