pierre bourdieu - die regeln der kunst

(sdk // Donnerstag, 5. Mai 2005, 15:35)

Indem Flaubert derart die zwei Pole eines Macht-Feldes einführt, ein regelrechtes Milieu im Sinne Newtons, worin soziale Kräfte wirken, Kräfte der Anziehung und Abstoßung, die sich auf der Erscheinungsebene in Form psychologischer Motivationen, wie Liebe oder Ehrgeiz, bekunden, schafft er die Voraussetzungen einer Art soziologischen Experiments: Vier bzw. fünf heranwachsende Männer [...], auf Zeit zusammengeführt durch ihre gemeinsame Lage als Studenten, werden, Partikeln in einem Kräftefeld gleich, in diesen Raum geworfen; ihre jeweilige Laufbahn bzw. ihr Werdegang wird dabei bestimmt durch das Verhältnis zwischen den Kräften des Feldes und ihrer je eigenen Trägheit. Diese Trägheit ist doppelt verankert: in ihren aufgrund ihrer Herkunft und ihres Werdegangs je unterschiedlichen Dispositionen, die eine Tendenz zur Beharrung in einer spezifischen Daseinsweise auszeichnet, folglich einen wahrscheinlichen Werdegang beinhaltet; sowie im ererbten Kapital, das beiträgt zur Definition der durch das Feld angebotenen Möglichkeiten und Unmöglichkeiten.



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