tag 36

(zero degrees // Montag, 13. Februar 2006, 21:16)

guter wochenbeginn. c6 ist so weit durchgeübt, daß wir zur eigentlichen aufgabe vorgestoßen sind, zur eigentlich schauspielerischen, zur politik des theaters: wie erhalte ich die widersprüche in meinem körper, also in mir, wie verhindere ich ihre einebnung durch die macht des rationalen? grenzlinien ziehen sich durch die körper der spieler, eine anatomie nach den ausdrucksmitteln der bühne: die gesichter sprechen von einem, die rümpfe von anderem, die hände von drittem und das gehen der beine von noch weiterem. auftrag hier: nicht zulassen, daß der widerspruch verschwindet. so, wenn es nun rhythmisch läuft und raum ist für diese arbeit, wird es eine sehr spannende szene.

was den vorgeblichen "boden der lust" in c0 angeht: sehr boden ist es, wenn auch nicht des beckens: es ist die grundierung der eigentlichen sinnlichkeit. kein raum in c0 mehr für darstellende form, der rhythmus am/im körper ist ausgereizt. daß alle musik jetzt abgegeben ist an die technik, heißt hier nur noch: sehen, sitzen, vielleicht die fräcke ablegen und vor allem: hören auf das, was ist. die zeit auf den monitoren bei ihrem vergehen beobachten. warten auf das ende.

für das publikum heißt das nach all den dehnungen und stauchungen: rückfall in die reine zeit und das da sein. sehen, daß ich gehört werde. sehen, wie das vergehen gesehen wird. vielleicht funktioniert das. es wäre sehr schön.




@ "politik des theater":


... aber ist es nicht gerade das Artifizielle im Schauspielens (ich bin keiner, trotz des Namens), das er Verwerfung und nicht Einebnung evoziert? Trotz, nein, gerade wegen des Diktats des Rationalen?!


grau1, 13.02.06, 23:21



hochartifiziell, sobald es ein bewußter vorgang ist. es gibt auch ein unbewußtes verwerfen, ein verspielen, das eher in der "natur" des schauspielers liegt - das wäre ein gegenpol zu dem, was wir in dieser szene versuchen (könnten... es gibt da einschränkungen. aber das potential ist angelegt).

ich denke, diese form des widerspruchs gegen die einebnung müßte aber für jede kunstgattung gelten, sie macht artifizialität vielleicht gerade aus. im theater kann sie auf den verschiedensten ebenen stattfinden, aber im grunde muß sie immer auch den körper des spielers verwerfen. ist "politik" hier vielleicht ein ungünstiger begriff, weil er (mittlerweile) nach konsens klingt, oder worauf bezieht sich ihr "aber"?


isore, 15.02.06, 01:31

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