1. Das Vordringen des Stabilisierungsgedankens (Separee)
(konz // Montag, 27. April 2009, 11:26)

Ich habe in einem Separee Platz genommen, rechts von mir auf der halbrunden, abgewetzten roten Ledersitz­bank ein Mann im Cravate noir, rechts von ihm, mir fast gegenüber, eine Frau in einem schlichten schwarzen Abendkleid und funkelnden Ohrringen. Die beiden wirken deplaziert in diesem etwas heruntergekommen Nacht­klub. Die Oberfläche des Tisches, um den wir sitzen, ist verspiegelt und eine glänzende Metallstange ist durch seine Mitte in die Decke getrieben. Um die Stange dreht sich eine wenig bekleidete Frau oder ein wenig bekleideter Mann, ich kann es nicht genau sagen. Die Frau und der Mann neben mir und die Frau oder der Mann an der Stange sprechen gleichzeitig, abwechselnd, ihre Sätze gegenseitig fortführend, freundlich und eindring­lich, geschäftsmäßig, würde ich sagen, mit mir. Währenddessen, wie unabhängig von ihren Stimmen, agieren die drei in einer Szene, die ich nicht klar zuordnen kann. Der Mann schenkt Sekt ein, während er über die Entwertung des Goldes spricht. Die Frau – die mir vage bekannt vorkommt – scheint, wenn sie nicht den Mann anschaut oder ihn kurz am Arm berührt, mit mir zu flirten, während der Mann sie ignoriert, dafür aber der Frau (oder dem Mann) an der Stange aufmerksam zusieht, als versuchte er die Geometrie ihrer (oder seiner) Drehungen und Schwenks zu lesen. Der Mann (die Frau) an der Stange gibt Geldscheine aus, die der Mann und die Frau neben mir ihr (ihm) wieder zustecken, während er (sie) tanzt. Sie/er legt mir nach und nach alte Schwarzweißfotos von Männern in Anzügen vor, die ich nicht erkenne. Auf dem letzten Bild bin ich. Sie erzählen mir von Keynes' „Tract on Monetary Reform“. Die Frau schiebt mir eine Art Quittung zur Unterschrift herüber.



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