summen

(*linien // Mittwoch, 6. August 2003, 14:23)

als wären wir mit dem haus aus dem himmel mitten in eine wiese gefallen: so fühlt es sich an, aus dem fenster zu sehen. nur der sandige pfad, der sich schmal und geduldig durch das rostige tor bis zum waldrand schiebt, tut so, als wäre noch etwas vorhanden jenseits der bäume, hinter dem feld.

und es heißt, daß die weiten senken vor zeiten unter dem rücken des meeres lagen. und daß an stillen tagen die grillen verstummen. dann hört man die fische klagen.

du gehst zur mauer des verwilderten gartens, die sich in den schatten des hauses duckt, und hältst deine hand gegen solche geschichten. sie kümmern dich nicht. du wirfst einen kiesel und hörst nicht das leise, mehrfache plätschern, als er staubend über die wellen springt. du legst deine hände auf die alten ziegel und ziehst dich nach oben. du winkst mir zu kommen.

und du sitzt auf dem rand, mit dem rücken zur wand, und sagst, daß die zeit - wie ein senkblei - schwer auf dem jochbein liegt und dich nach unten drückt. und daß das heißt: es geht nicht mehr.

der tag macht weiter. die gräten im boden drehen sich vielleicht einmal um, als würde der schatten einer wolke, ein trüber gedanke, über ihre sehnsucht nach wellen ziehen. die grillen, die luft, die wipfel der bäume (hinten, wo der wald wie eine insel aus schilf sich schräg in die trockene landschaft legt) singen ihr lied. ich schließe die augen. es ist sommer. wir sind aus dem himmel gefallen.

und die sonne ist heiß auf der haut und ich weiß, daß hinter dem zaun schon die schafgarbe blüht. daß die zeit ein gewicht hat und die liebe das nicht hat. und deshalb eines verstaubt und das andre verglüht.




über dem zaun: ein kirschenbaum


es wird gespuckt, von seite zu seite:

summen1, summen2, summen3.


isore, 11.08.03, 17:06

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