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dann bist du aber im holz, in raum 2, auf dem stuhl, die hände mit stricken hinter dem rücken zusammengebunden, herr holzstedts vater, was machen sie da, wonach tasten ihre finger in der luft? kein stöckchen hier, das sie sich vorwerfen könnten, keine beingelenke, um ihm nachzugehen, nur die schritte in raum 1, die durch die decke dringen, nicht wie das licht aus ihrem kopf, nicht wie die wolle aus ihrer brust. artiz so zogen sie holzstedts brustwolle aus dem nebel auf den fluchtpunkt zu oder in den blinden fleck, zu dessen trabanten sich machen er gemußt hatte, in den nebel im nebel. im brustwollensturz rückwärts buchstabierte er, prägte es sich ein, punktfluchtartig der fläche entgegen, aus der fläche in die höhlung, aus der höhlung ins nichts, aus dem nichts in die brust und seine wollene gewißheit: hier wohne ich, ja, hab mir ein haus gebaut im wald, das steht fest, ja, hier halt ich mich warm, wenn der winter kommt, brennt hier mein licht, hier erlischt es. korrektur die tafel an der stirn des raums war gezeichnet mit kratzern, linien, brüchen von jahrzehntelangem gebrauch: ergrautes dunkelgrün vor dem alten kalk. durch die schmutzblinden fenster fiel das sonnenlicht weich in den raum, formte lange trapeze auf den unebenen dielen, auf und ab laufend an den bänken und stühlen, langsam wandernd der rückwand zu. eine sonnenuhr für holzstedt, der still auf dem rechten platz der zweiten bank von hinten, fensterseite, saß seit stunden oder jahren, den in der sonne leuchtenden schwebenden staub in raum 6 vor den augen, und mit dem finger den linien und bögen seines namens in der kreideschicht auf der zweiten bank von hinten, fensterseite, folgte. aber draußen sangen die grillen wie immer. gemischte landschaften objekte zu sortieren raum 3 neun qm drei stühle darin abgewandt zugewandt die seite zeigend der tür jedem stuhl kann du sitzen auf keinem sitzt er auf und wartet leere ab lehre raschelt zwischen den beinen der stühle die hülle der kinder wie abgefallen von ihrem leersein wie alt wie neu begräbt doch das wasser die luft fällt sie aus der umrandung dem herz wo sie sind keine geier im schatten die hände der unzeit wie weiß du wie weiß du wie weiß du woher weiß du wie eine wasserlilie eine arbeitswaise so wachsen im wissen den greifen die herzen sie hätscheln die furten das vermißte im luftland vermißt du noch meister den willen zum treiben was ist denn die losung im schnittbild der hand was will denn mein stirn von der kleinen fernehmung eine wasserlilie eine arbeitswaise übt sich ab an der hohen wand wer aber nicht schweigen kann der erschöpft sich bald schlägt die axt des raschelns nicht mehr zu über dem laubwerk leben wie ers nennt eine blattstapelwaise wäre sein wunsch wegen all der romantik der bilder im licht überdacht usw. liebt er doch nichts wird ihn zuhalten können wenn ihr weinen hineinfließt in den raum 3 . raum 1 war der wald mit dem knackenden reisig das knacken die tür wuchs nach hinter holzstedt vielleicht war das reisig nur folge des knackens unter den füßen wenn ging durch raum 1. kein weg zu den vögeln kein weg zu den steinen der nicht eine fährte war durch raum 1 die knackende schwelle in holzstedts knochen - eisige kiele. heißes gestein. füße auf der luftigen spur durch den wald ohne boden das splittern die tür wuchs nach hinter holzstedt vielleicht war das knacken nur folge des eises unter den knochen wenn er ging durch raum 1. raum 2 durchs bohrloch im kopf sahn wir es leuchten: das singende licht, fluch seines vaters. holzstedt saß regungslos da auf dem stuhl - ganz unnötig waren die stricke gewesen -, sein gesicht eine fläche verwitterten steins, die augen geschlossen, selbst sein atem nicht sichtbar, der wohl noch ging (vergewisserten wir uns von zeit zu zeit). doch hinterm bohrloch konnten wir sehen: es zwitscherte kopfinnen das licht seines vaters, brannte ein geometrisches lied von hinten auf holzstedts kühle netzhaut. nur das würde er sehen, wenn er erwachte. den ganzen tag lang nur seine spur. ihre weise um die stimme, ihre weise um den blick, ihre weise um sein urteil, eingefaßt alles in das fremde muster... er kannte es nicht anders. er nahm es für sich. die steinernen phasen, die er den schlaf hieß: nachts getragen aus der kammer, für die er die welt hielt. so sprach er von der liebe zur musik, vom resonierenden körper, ohne zu wissen, daß jede faser seiner muskeln der räson des liedes unterworfen war, das ihm allnächtlich umgelegt wurde im zweiten raum, der sich um ihn stülpte, von seiner maschine, die er nicht kannte - sie löschte sich jede nacht aus den augen, indem sie sie umschrieb. er vater band sich sohn fest am stuhl in raum 2 und setzte pfeifend den bohrer an, er vater blies sich sohn den staub in die kammer, von dem sich die konstruktion ernährte, in der er sohn die tage verbrachte. wo war das zwitschern? nur in der netzhautgrenze zwischen den räumen, es brauchte kein ohr. nur eine bohrung. W. Holzstedt et al.: Zur katanischen Praxis der Kataraktbehandlung. In: Naunyn-Schmiedeberg's Archives of Pharmacology 321, 1972, S. 547-550. Die Unbelehrbaren aber sperrte man in die Zwitschermaschine, dort wurden sie zu Zweiflern umgebaut; die wenigstens waren für einfache Arbeiten gebrauchbar, zum Beispiel für die Wartung der Zwitschermaschine. |