--

(agebu // Mittwoch, 9. März 2005, 21:33)

es gibt sehr viel, das sich nicht sagen läßt, sagt er, er sagt es zweimal, mit offenem gesicht, alles fällt in ihn hinein oder durch in durch. es gibt sehr viel, das sich nicht sagen läßt, es ist alles, das sich nicht sagen läßt, jedes wort sagt nur sich und nicht dich, seinen sager, dabei hast du es dafür gemacht, aber du verschwindest, wo du zu sein glaubtest im moment des sagens, und jetzt steht da dein wort und schaut dich an, fremd und vielleicht schön, und es zeigt auf dich, und du siehst an dir herunter: das ist dein körper. er steht hier. er scheint wirklich zu sein. du schaust hoch und öffnest du den mund und sprichst: ein wort. und verschwindest. ist es ein spiel?

ein spiel besteht aus seinen regeln, es ist seine regeln. es ist seine spieler. seine regeln existieren durch die spieler, die sich an sie halten, als hätten sie sie nicht gemacht. was passiert, wenn ich aufhöre, an sie zu glauben?

dieses spiel: was passiert, das spielen wir seit jahren, seit es uns gibt, du und ich. es gibt nichts anderes. sind wir nun regeln, du und ich? schneid mich auf und nagle mich an die wand, eine karte, sagst du. schau nach, ob du mich finden kannst, eine stadt mit meinem namen, auf der karte, die ich sein werde, nachdem du mich zerbombt hast.

schlag ich denn anders gegen die wand, die du gewesen sein wirst, als vor zweitausend jahren? war dieser schlag je anders? war dieser schlag je ich?

dieser versuch, das furchtbare schön zu sagen, um es überhaupt sagen zu können, weil es häßlich keiner glaubt, aber es ist eben auch nicht schön, und es verwandelt sich in eine postkarte, wenn du versuchst, es schön zu sagen.

was ist dieses DAS DA, das alles in postkarten verwandeln kann? wie furchtbar ist ein baum, alleine ein baum. so furchtbar. so schön.

eigentlich wolltest du aber von benn reden, gottfried benn und der postkartenlyrik, diesem versuch, in sprache zu denken und von den eigenen worten umgebracht zu werden auf so viele spannende weisen.

nein, was du meinst, ist (abgesehen von der wut, in die dich will quadfliegs immergleiche stimme bei jedem gedicht versetzt: was für ein wahnsinn, eine cd mit gedichten, auf eins folgt das nächste, und immer die gleiche stimme, der gleiche tonfall... als wäre zwischen sternen nicht: die leere. als wären sterne mehr als: licht.) das springen, der wechsel des standpunkts, der jede wahrheit vernichtet, zuerst die eigene. um sie an jedem neuen ort wiederzufinden wie eine neue muschel. was du meinst, ist dieser zustand der sich selbst erhaltenden amnesie: als wäre das alles, woraus du gemacht bist. das immergleiche erkennen des immergleichen, immer als wäre es neu, immer, als wäre da vorher schon etwas gewesen das besser war, vielleicht, du erinnerst dich nicht daran, du willst es nur glauben. zurück. zurück.

wie wunderschön ich bin, wenn ich du sein darf.

nicht das geld ist das gift. ich bin es. ich bin das gift. i am the gift.

warum willst du, daß jeder sich so fühlt wie du? das gibt dir nen kick, oder?

aber jeder fühlt sich wie ich. da ist nichts sonst.

wieder macbeth. hm. beckett. kein wunder. jeder mann ein irrer. einsperren alle. frisch. mein held. alle gemeingefährlich. jeder mann eine gefahr für die gesellschaft, deshalb erfindet er sie ja, als vorwand für seinen wahnsinn.

wieder mal die letzte rettung: der geschlechterunterschied. daß es sich anders denken würde, eine frau zu sein. idiot. es würde sich anders andenken irgendwer zu sein, aber du bist nunmal du, also warum nicht auhören mit dem jammern und anfangen mit... anfangen womit? mit dem, was sie "leben" nennen? wie faß ich das an, von welcher seite? plötzlich wieder ein kind. irgendwann die falsche gabelung genommen, und jetzt sind alle schon weg, wenn du dahin zurückkommst, wenn du umkehren solltest, denkst du, und daß das doof wär, also läufst du lieber weiter, alleine, pfeifend, und singst dir was vor von wegen schöne natur und so weiter.

dieser wahnsinn, zu viel zu denken. fast so schnell zu denken, wie die wirklichkeit geht, so daß es ganz leicht geht, beides zu vertauschen, schwupps, plötzlich schiebst du dir dich selbst, dein denken, als die welt unter, was gewinnst du damit? zurück, zurück. wofür kann das gut sein? für wen kann das gut sein? demut. schwierig. zurück. zurück. nicht kämpfen. schlafen. träumen. was für ein reichtum an geruch, was für ein aufgehen aller sinne, an den eigenen fürzen. sich für ein geschenk zu halten, ist keine demut. sich für so wertvoll zu halten...

sich für so wertlos zu halten, ist ein verbrechen. es bedeutet, alle anderen für genauso wertlos zu halten, weil man es nicht ertragen würde, daß sie mehr wert seien, und dann, et voila, hältst du plötzlich alle für wertlos und dich selbst für ein geschenk, aber perlen vor die säue, wie hast du das gemacht, du schwein? da ist immer etwas schneller als deine sprache, die so tut, als wüßte sie, wovon sie redet.



Please login to add a comment