abgebr. | |
brecht - antigonemodell 1948 Ein [...] Modell steht und fällt natürlich mit seiner Nachahmbarkeit und Variabilität. Das Ganze oder gewisse Teile mögen bei der Wiedergabe nichts lebendiges hervorrufen: das Ganze oder solche Teile wären dann aufzugeben. Ein Modell kann nicht auf Tonfällen beruhen, deren Reiz durch besondere Stimmen, auf Gesten und Gängen, deren Schönheit durch besondere körperliche Eigenschaften entsteht: derlei hat nicht Modellwert, es ist sozusagen beispiellos und nicht beispielhaft. Damit etwas mit Gewinn nachgeahmt werden kann, muß es vorgemacht sein. Die aktuale Leistung bei der Benutzung von Modellen kann dann eine Mischung von Beispielhaftem und Beispiellosem sein. auswege lassen sich nur darstellen, indem sie gegangen werden. nur dafür bauen wir ein modell: um einen ausweg aus dem zu finden, was es beschreibt. modelle durchdenken, ohne sie zu durchlaufen, produziert kurzschlüsse. sozialer praxis kommt in ihnen die rolle des widerstands zu, sie wird hier "eingreifendes denken". ein modell produziert situationen. das beispiel, das ein lehrstück geben will, ist ja in seinem text noch nicht enthalten, es ist die veränderung desjenigen, der mit anderen in ihm wohnstatt nimmt, ein vielstimmiges "dieses eine alles" im chor der arbeit an den aufgaben, die das modell bauend begrenzen, erhalten und verändern. ein modell wird von aufgaben definiert, insofern es auch ein staatsmodell ist. holonomic brain theory By contrast, holographic and holonomic processes are truly “holistic” in that they spread patterns everywhere and everywhen to entangle the parts with one another. In this domain, space and time no longer exist and therefore neither does “causality” in Aristotle’s sense of “efficient causation”. This relation between cause and effect has served well as the coin of much of current science and the philosophy of science. However, Aristotle’s more comprehensive formal or formative causation is more appropriate to descriptions of more complex orders such as language and those composed by holographic and holonomic brain processes. Holism in this form is related to “holy” and “healthy”. My hope has been that as scientists begin to understand and accept the validity of holonomic processes as truly scientific, this understanding will help resolve the current estrangement between the sciences and the humanities, and between sophisticated pursuits of science and sophisticated pursuits of religion. (quelle) ein modell ist eine superstruktur ein weltmodell ist ein bewußtseinsmodell und umgekehrt. als solches kann es natürlich nicht zentral kontrolliert/organisiert sein. es enthält keinen schöpfer, also kein subjekt, sondern ein formgesetz - ein satz regeln, innerhalb derer sich unkontrollierbares abspielt. welche rolle spielen die komplexität reduzierenden regeln eines modells als teil dieses modells? beschränken sie es auf seine modellhaftigkeit, also sich selbst? dann sind sie nur adäquater ausdruck des modellierten, sofern dieses eine selbstorganisierende entität ist, die ihrer beschränktheit ähnlich zu werden versucht, um sie zu erkennen. was ist jenseits dieser beschränkung? es gibt kein jenseits.
man kann die eigenen haut nicht von innen sehen, aber man darf sich nicht einbilden, man täte es nicht. die welt ist ein schlechtes modell ihrer selbst. die welt ist ein modell ihrer selbst. die welt ist ein perfektes modell ihrer selbst. strukturelle analogie ermöglicht es, von mehreren dingen gleichzeitig zu sprechen; ein modell ermöglicht das bewußtsein davon. praxis auch als mittel der darstellung begreifen, nicht als ihren gegenstand. darstellung erfolgt in modellen nicht denotierend, d.h. mittels zeichen, sondern über strukturelle analogie. die beziehungen und bewegungen der verschiedenen mittel werden in verschiedenen schichten der darstellung variiert und bilden einen topologischen raum. kritik ist eine funktion, die diesen raum auf sich selbst abbildet. lehrstück: ein sich selbst bauendes und kritisierendes modell.
zur entwicklung der modellfunktion des raums im kollektiven theater jeder für das theater gebaute raum braucht einen blinden fleck, an dem er sich nicht sieht, gleichsam einen punkt, in dem jede referenz verschwindet und aus dem sie auftaucht. unerläßlich, daß ein gebauter raum egomodell ist, solange es eine instanz gibt, die das spiel darin organisiert: der blinde fleck steht dem inszenator zur verfügung als seinen eigenen repräsentierend, alles nicht gewußte mag dorthin gerichtet sein, alles deuten dort seinen (geheimen) ursprung haben. wo aber hat ein theater ohne inszenierungsinstanz außerhalb des repräsentationsraumes seinen blinden fleck? hat es soviele nullpunkte wie spieler, eine art pluralistische verdunklung, die sich im blick des anderen aufhebt? wenn ein (wenn auch gebauter) raum einem chor zur heimstatt oder zum exil wird, also als utopischer raum geteilt ist, seine teilung sogar wesen seiner utopie ist, ist er dann noch raum eines bewußtseins? wo hat kollektives bewußtsein seinen blinden fleck? wir vermuten, daß es für diese verdunklungsfunktion in einem solchen raum keinen ort mehr gibt, daß vielmehr der blinde fleck in die zeit rutscht, er ist dort zu umspielen, er ist präsent vielleicht im moment des innehaltens, der für die utopische funktion des chorischen raumes der antizipierende moment ist, in dem das zerfallen zu sich kommt und sich aufhebt. dieser zeitpunkt wäre dann aber nicht verdunkelnd, sondern erhellend? es geschieht nichts, das mit anderem verbunden wäre in diesem moment, er fällt aus aller handlung, aller folgerichtigkeit allemal, heraus, oder besser: der "schwanz von retentionen" hinter und der "horizont der protentionen" vor ihm fallen in ihn hinein. so schluckt der blinde fleck die referenz und er spuckt sie wieder aus, aber das schlucken selbst, das verschwinden im dunkel, das auftauchen aus dem dunkel, erhellt seinen ort. so ist es auch mit dem zeitpunkt, den wir die ankunft nennen wollen: seine leere ist seine potentialität zur deckung gebracht mit dem potential des chors, der an ihm stillsteht, sich in sein entstehen stellt, das nicht, wie seine bewegung, horizontal geschieht, sondern aus einer eigentümlichen, der nur ihm eigentümlichen vertikale jenseits der einzelnen, aus denen er kommt. bei dieser zone in der zeit (denn eine solche muß es sein) handelt es sich freilich um: ruhe. folgen wir platon im parmenides (156 d-e), so stellen wir fest, daß wir tatsächlich von rändern in der zeit sprechen müssen, unendlich dünn, der ankunft entsprechend eine abfahrt, ein verdoppeltes nu mit unterschiedlichen vorzeichen, wie die zwei hälften des grenzwerts an einer asymptote: Denn aus der Ruhe geht nichts über, solange es noch ruht, noch aus der Bewegung während es sich noch bewegt, in die Ruhe; sondern der Augenblick, dieses sonderbare Etwas, liegt zwischen der Bewegung und der Ruhe, keiner Zeit angehörig; und in ihm, aus ihm geht das Bewegte in die Ruhe über und das Ruhende zur Bewegung. notizen zum modellbegriff ein modell erfüllt sich über strukturelle analogie. ein zu einer modellschicht gehörendes element, wie zum beispiel eine handlung, stellt nicht etwas anderes dar als sich selbst, erfüllt aber innerhalb des modells eine zu einer handlung in der modellierten wirklichkeit analoge funktion. insofern ist ein modell in seiner strukturellen konzeption - seiner bauweise - durchaus nicht frei von repräsentation. modelle erstellen kopien von bauplänen. die elemente, die in einem modell aber wirklichkeit erlangen, sind selbstgenügsam, d.h. ihre existenz muß nicht gerechtfertigt werden durch eine zeichenfunktion. ein modell selbst allerdings ist keine analogie, sondern beispiel für eine klasse/kategorie epistemischer objekte, an denen nicht ihre je spezifischen eigenschaften interessieren, sondern ihre verallgemeinerbaren. einzigartigkeit hat im modell als sichtbare leerstellen ihr recht, ihr recht zu behaupten, zu finden. In seiner Zeitdimension vollzieht sich das Modell als Erkenntnisvorgang - ein ausgedehnter Moment, der sich selbst als Ziel hat. Andererseits ist alles sich in der Zeit Entfaltende nur der Bauvorgang, der räumliche Aufbau des Modells, in dessen Hohlraum dann der bauende Körper im Augenwinkel eine Spiegelung sieht. Alle Arbeit geschieht um diesen Moment des Auftauchens eines schon Gewußten herum, archäologisch, die Bewußtwerdung eines schon seit langem von sich handelnden Körpers. |