vorher nachher

(agebu // Samstag, 26. Februar 2005, 09:31)

der alte ort. nach einem glas gentiane de lure erst ein salat von grünem spargel und artischockenböden mit luftgetrocknetem wildschweinschinken, der wirklich hervorragend schmeckte, reich und herb und wie ein alter mann (nicht gebrechlich, ein jäger) auf der zunge, danach den rest in rotwein geschmorter kalbsnierchen an kartoffelpüree von m., dann ein marinierter banon (ziegenkäse, kräftig kräftig) mit gegrilltem baguette.

daneben ein weißwein, eine glocke kühl-klarer luft über einem boden aus feuchtem flußsand, und einige schluck rot, ein morellenbogen entlang des mittleren gaumens. ich schmecke (und) weine nur noch räumlich, formen, architekturen, sandarten im mund. zum abschluß ein marc de provence, essenz.

und ab durch die nacht, über die schwimmenden bilder einer sich friedlich gebenden stadt zur sbahn mit einer ganz anderen landschaft auf der zunge, die ich wie ein agent durch die straße trage und es nicht wage, den mund zu öffnen, daß sie nicht wegfliegt mit ihren feldern und der sonne und karstigem stein, an den sich der rücken lehnt.

und in der bahn: daß die telefone ja schon so mobil sind, daß ich nicht mehr höre, woher ihr klingeln kommt, ihr klingeln hat sich sozusagen schon von seinem ursprung befreit. bald wird niemand mehr wissen, wo sein telefon eigentlich ist, es wird sich wie die anderen in gas verwandelt haben, in dem man zu atmen versucht, und alle werden in die luft sprechen in der hoffnung, gehört zu werden, und warten auf die stimmen ihrer lieben oder geschäftspartner (wird da ein unterschied sein?) im ohr. neue technologien zur apologie des irrewerdens an den alten.

davor: diskussionen. abschaffung von integrationsversuchen, indem man sie ad absurdum führt, eine technik, die jedes kind kennt. verwechslung von gleichberechtigung mit gleichbehandlung und dann dastehen, mit spitzen lippen, als wäre man überrascht. diese mauerbauenden staaten, dieser wiederholungszwang, diese neurotischen, heuchelnden, feigen (todesängstlichen), eifersüchtigen und selbstherrlichen staaten.

hinter all der angst: das geld, das sie ersetzen will.



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