krank

(agebu // Dienstag, 3. Mai 2005, 23:03)

ausformulieren im kopf, ins hirnwasser schreiben: sonst ist es so mühsam.

konzepte, anrisse: die chronologie des verlassens. und das einsortieren in siege und niederlagen. anlegen einer erfolgsgeschichte.

oder daran denken, was nicht geschrieben werden wird, eine befriedigung daraus ziehend, etwas vorzuenthalten.

eine hielt ich in den armen im langgestreckten raum mit den glastischen und einem offenen fenster, das über dem abzug der kantine lag, herbstsonne auf meinen unterarmen und sie weinte, ich sagte dann: diesen moment merke dir, das wirst du gebrauchen können, dieses gefühl. so wurde er unvergeßlich, der moment, eine art self-fulfilling prophecy.

es wird schlimmer mit der zeit: immer weniger läßt sich leicht schlucken. und dazu noch der husten.

dafür gelingt es immer leichter, im liegen das selbst aus dem körper zu ziehen. die kraft des mantras entdeckt. intensivere verschmelzungsgefühle: die beiden hände, auf der brust gefaltet, werden zu einer masse, die dann in den brustkorb einsinkt. es greift auf die umliegenden stoffe über. wenn ich aufstehen muß irgendwann: ein auftauchen. spürbar, wie es in den körper zurückströmt, damit er sich wieder bewegt.

die chronologie: tableaus.

ein bild: auf dem bett gegenübersitzend, ich ein bein untergeschlagen, sie beide füße auf dem boden, vernünftig. triumph der ratio, keine erwähnung mehr der geschichte, die nie richtig anfing, überhaupt kein kontakt in den folgenden jahren. auslöschung, beiderseits, gefühle als irrtum.

die eigene körpergröße empfiehlt es einem, denkt man, besser zu halten als gehalten zu werden.

miteinander schlafen als abschied, das verstehe ich erst danach, ein zweites bild: in den sesseln im wohnzimmer, gegenübersitzend. gefühl der erniedrigung, dabei war es als gemeinsamkeit gedacht. einen monat später war sie schwanger vom neuen, dessen namen mir zu merken ich mich weigerte.

danach ist alles leichter, für zehn minuten, bevor das denken wieder überhand nimmt, die muskelfasern entlang der zeitachse dehnt und verknotet.

erstes tryptichon: morgens aufwachen im bett, sie am tisch vor der couch, wieder in einem dieser braunen sessel, vor ihr die fotos. später ein urlaub an der ostsee, gemeinsam in einem bungalow, und jeden tag der gleiche gedanke: das muß zu ende gehen. wiederum ein halbes jahr später das letzte bild: neujahr. trennung zynisch, als guter vorsatz. danach jahre der bitterkeit, sie völlig vernarbt.

wir wiegen die messer, den freien fuß in der schale.

sedimente.



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