w., a.w.


DAS ZWEIKÖPFIGE WESEN: und nach morgen wieder ein morgen vielleicht: so gleiten die tage um die zeitachse du, die der ichstrang umwindet, der doppelt gedrehte, der verkleidet als wir jetzt fast nurmehr einwärts durch deine leere starrt und sich wundert, wo die welt denn geblieben, die er sich versprach.

DAS BÖSE KIND: das darf er nicht wissen.

DAS ZWEIKÖPFIGE WESEN: er kanns nicht, ich weiß.






valère novarina - der rote ursprung


EINE NYMPHE, diese Flüssigkeiten vergießend. ...illi qui lucem retinent, ut agates - illi qui lactem retinent, ut mamilla... Jene, die das Licht festhalten, wie zum Beispiel die Achate - jene, die die Milch festhalten, wie zum Beispiel die Brust. DER EVANGELIST. Das Licht nacht. Es treten auf Purgatorius, Purgatorius ceratops, Purgatorius unio, Plesiadapis tricuspidens, Plesiadapis cookei, Adapis magnus, Adapis parisiensis, Apidium philomense, Apidium moustafai, Parapithecus grangeri, Oligopithecus savagei, Aelopithecus chirobates, Aegyptopithecus zeuxis, Limnopithecus lagetet, Limnopithecus macinessi, Propliopithecus haeckeli, Pliopithecus antiquus, Pliopithecus piveteaui, Helladopithecus semierectus, Uranopithecus macedoniensis, Dryopithecus fontani, Dryopithecus indicus, Dryopithecus laietanus, Dryopithecus rhenanus, Dryopithecus sivalensis, Proconsul africanus, Proconsul major, Proconsul nyanzae, Gigantipithecus bilaspurensis, Gigantipithecus blacki, Pithecantropus alalus, Atlanthropus mauretanicus, Homo prae-erectus, Homo erectus, Homo erectus dubius, Homo erectus heidelbergiensis, Protoanthropus, Paleoanthropus, Homo erectus lantianensis, Homo erectus modjokertensis, Homo erectus ngandongensis, Homo erectus officinalis, Homo erectus paleohungaricus, Sinanthropus pekinensis, Homo erectus tautavelensis, Homo praesapiens, Homo sapiens afer, Homo sapiens aniensis, Homo sapiens capensis, Homo sapiens shanidarensis, Homo sapiens soloensis, Homo sapiens steinheimensis, Homo sapiens rhodesiensis, Homo sapiens neanderthalensis, Homo sapiens sapiens. DER ANTHROPOKLAST. Non sum. DER EVANGELIST. Sei still, geh malen! DER ANTHROPOKLAST. Um die Weite auszufüllen, muß die Natur jede ihrer Ursprungskombinationen unendlich wiederholen: immer und überall das selbe Drama, die selbe Kulisse, auf der selben engen Bühne; das Universum wiederholt sich ohne Ende und stapft auf der Stelle. Der Raum ist scheidbar, schneidbar, geschlechtet: er teilt sich in andres als sich: aber was ist drunter? DER EVANGELIST. Geh malen! DER ANTHROPOKLAST. Ludwig malt „Geschwindigkeitsrosenkranz“, „Luftlandeplatz der Büßer“, „An die Eroberung des Donners“, „Die Ernte der Lichter“, Ludwig malt „Er ist blutig“, Ludwig malt „Göttlich und unbegreiflich Nackte“, Ludwig malt „Gelände der Verlassenen“, Ludwig malt „Gehen wir auf Abenteuer“, Ludwig malt „Reifennymphen“, Ludwig malt „Das verhängnisvolle Seil“, Ludwig malt „Mondenkomma“, Ludwig malt „Sündenmarmelade“, Ludwig malt „Sowjetismus, Miezen des Asyls“, Ludwig malt „Die Witwe mit knallroten Pfoten“, Ludwig malt „Pflückt die Tränen“, Ludwig malt „Die Bühne stellt ein Anthropodrom dar“, Ludwig malt „Es gab drei Wesen und drei Säcke“, Ludwig malt „Geliebter, ham’ wir ’ne Wohnung diesen Winter?“, Ludwig malt das Denken erledigt durch die Untat, Ludwig malt „Ich krümme einen leeren Schlauch“, „Verdorben wird ihr Fleisch sich zersetzen“, Ludwig malt „Asylvergnügen“, Ludwig malt „Nichts als unser Fleisch und unsere Kleider“, Ludwig malt „Idee, Tür, Idee, Tür, Wirklich“, Ludwig malt „Die Sag-sieh-an-Maschine“, Ludwig malt „Pein der Nackten, Zeit der Reifen“, Ludwig malt „Die beiden Schlüssigen des Einsamen“, Ludwig malt „Paar in Lüften“, Ludwig malt „Weinlese: kreuzständiges Element“, Ludwig malt „Erbarmungslose Jungfraun“, Ludwig malt „Fürsten und Fußgänger“, Ludwig malt „Klopfen“.






fig 1: selbstmitleid


(schulterzucken) das ist alles, was ich zu sagen habe. irgendwie konnte mir nie jemand erklären, was das alles soll, in das wir da großgeworden sind, dieses irgendwie, oder alle waren zu sehr damit beschäftigt, ihr leben zu verwerten in diesem hamsterradprinzip, das überall durchdreht, wo wir es einpflanzen jetzt. woher kommt das denn? wofür ist das gut? oder ich konnte nicht zuhören, wenn mir was erzählt wurde, und warum ging das eigentlich nicht? vielleicht brachte mir auch nur niemand bei zu fragen, so daß ich immer noch nicht weiß, wie ich andere dazu bringe, mir die fragen zu stellen, die ich lieber nicht beantworten müssen will. wie ich es schaffe, daß mir das fremdwerden fremd wird. alles, was ich kann, ist pathetische schlußmonologe halten, (lacht) anscheinend wurde ich dafür aufgezogen von dieser gesellschaft: ihren abgesang zu halten. damit sie sich bemitleiden kann an mir, die mich hinsetzte und sagte: (deutet um sich) jeder dieser klötze ist ein hologramm. jetzt bau dir was schönes daraus, du bist frei zu tun, was immer du willst. (nimmt die pose der revolution mit der flagge an) wohlan. voran. laßt uns gehen, geschwister. (tableau)






.


DER ZAUBERER: jetzt schließe die augen und gehe zurück zu deiner ersten erinnerung. was ist das erste bild, das sich in deinem kopf findet, das früheste bild? geh dorthin zurück. ja. gut. stell dich mitten hinein. hast du es? gut. hinter deinem rücken sind alle folgenden bilder, dein ganzes leben erstreckt sich hinter dir, eine lange reihe von bildern, gerüchen, geräuschen, bewegungen, berührungen undsoweiter. hast du das? gut. hast du es? gut. du stehst in diesem ersten bild, du bist dort, mitten drin, und hinter dir ist dein leben, und vor dir ist... was? was siehst du vor dir? mach einen schritt nach vorn. was siehst du?

DER JUNGE: es ist dunkel. mein körper vibriert. ich öffne die augen. es ist dunkel. ich spüre meinen körper vibrieren. ich falle. es ist dunkel. ich öffne die augen. ein staubiger boden, grau, vielleicht stein, warm wie ein körper unter den füßen. ich spüre meinen körper vibrieren, und der boden vibriert auch. wir fallen. ich öffne die augen. ein staubiger boden, grau, vielleicht stein, warm wie ein körper unter den füßen. ich spüre den boden vibrieren, und mein körper vibriert auch. wir fallen. ich öffne die augen. ich falle. es ist dunkel. ich falle. ich öffne die augen. eine gestalt vor mir, sie zeigt ihre handfläche, kein gesicht, grau. wir fallen. ich öffne die augen. es ist dunkel. wir fallen. ich öffne die augen. ich sehe meinen körper vibrieren. ich falle. es ist dunkel. ich öffne die augen. ich falle. ich falle. ich öffne die augen.






fallbeispiele


zeugenaussagen / monologe.

wenn der cowboy erzählt, wie es war, werden alle seine spieler (und natürlich wird gepokert) cowboyhüte tragen. schritt für schritt baut er um, bis alles nur er ist. das ist kein verbrechen, sagt er, das ist doch nur menschlich.

er sagt auch: ich bin nur ein tumbleweed, leicht, rund und tot, ein rollendes netz. wenn ich mir den wind recht eisig vorstelle, sind die worte kristalle an diesem gerüst, wenn ich mir frühling denke, schlägt das holz aus, wortknospen, weiß, an den gebogenen zweigen. was ich tu, scheint das gleiche: ich treib mich durch die steppe, hoffend, dichter zu werden dadurch. ein tumbleweed ist das tote kraut und der wind und der boden, so daß es taumeln kann.






der gelöschte körper / das kalkwesen


vielleicht kommen wir anders. aber das ist die zeit: wie unser bild sich körnt und verputz wird, lächelnd die hände über die netzhaut gespreizt. spieler, schnelle läufer sind wir, und das ist der fortschritt: ein schritt wort aus dem stadium singvogelfalle, körnerpickend, putzwutruten im mund, in den winkeln: der raum, und er geht aus dem leim, und das ist unser auge: platzende nähte. unsere haut zählt uns aus. gleich werden wir gehen.






alles, das ganze, der vorgang


a) geben & nehmen (und umgekehrt) b) geben & nichtnehmen, nichtgeben & nehmen (und umgekehrt) c) gebennehmen & nehmengeben, nichtgebennehmen & nichtnehmengeben (und umgekehrt)

a) ein ding b) kein ding c) geld

a) "danke" sagen b) "bitte" sagen c) nichts sagen






ein augenzeuge


ich wollte mir gerade noch ein bier holen, als ich kurz vor der zimmertür plötzlich im linken augenwinkel jemanden bemerkte.

wer immer es war, er war auf jeden fall groß. größer als ich. vielleicht zweieinhalb meter groß; ich bin nicht gut im schätzen von maßen. auch breiter als ich, ich bin ja eher schmal. die haltung war allerdings gebeugt, also krummer rücken, kopf nach vorne gezogen, man kennt das ja von großen leuten.

naja, er hatte keine haare und eine sehr dunkle, glatte haut, die mich an reptilien denken ließ. tatsächlich hatte diese... gestalt überhaupt kein gesicht. aber sie sah aus wie ein einziges großes auge aus kühler dunkler haut.

das mit der kühle weiß ich, weil sie einen ruhigen schritt auf mich zu machte und mir die hand auf den mund legte. das komische war, daß ich gar nicht erschrocken war, es fühlte sich alles ganz selbstverständlich an, ganz normal. die hand war also kühl, und trocken, und, das war auch sehr eigenartig, sie hatte keine falten. wirklich ganz glatt.

und dann sprach sie, mit einer festen, tonlosen stimme, einer art lautem flüstern. glaube ich wenigstens. da waren ja keine lippen zu sehen, aber ich hörte auf jeden fall ganz klar die stimme.

ja, und dann fehlen mir irgendwie zwei stunden in meiner erinnerung. das nächste, was ich weiß, ist, daß ich in der küche stehe und gerade das bier aus dem kühlschrank genommen habe, die tür steht noch offen, das licht fällt auf meine beine und die hand, die die flasche hält. als ich zurück ins zimmer komme, ist niemand da.

der fernseher lief noch.

nein, keine ahnung, was sie gesagt hat. ich kann mich an die stimme erinnern, aber an kein wort. das ist auch irgendwie komisch. naja. kann ich jetzt gehen?

Betätigen Sie bitte > > zu continue. Sie wird angeschlossen an Aufstellungsort unseres Partners.






[wer spricht?]


mehr und mehr süchtig nach dem aufwachen, den löchern im tag. ich geh durch die gegend, als würd ich noch schlafen, wahrscheinlich ist alles noch da und noch wirklich, ich mach die gesten von gestern, aber ich befind mich in traumhaft, ein spalt rauschen um mich rum, eine phasenverschiebung vielleicht. und vielleicht hab ich was getan, im traum, das ich wie einen traum vergaß.

weiße und schwarze löcher. manchmal reißt mir etwas die augen auf. da ist plötzlich joghurt im kühlschrank, und ich kann nicht sagen, wann ich eingekauft hätte. sachen, die woanders liegen als gewohnt, in reihen geordnet, gestapelt, gefaltet. antwortschreiben, an mich adressiert, von leuten, denen ich nie geschrieben habe. und gelegentlich sprechen mich freunde auf dinge an, die ich wohl getan oder geplant haben soll. ich erinnere mich nicht.

ich denke: jemand läuft durch die stadt unter meinem namen, verkauft sich als mich, jemand dort gibt sich aus. wenn ich nicht da bin, wenn ich schlafe, übernimmt er die regie. jemand spielt mich ohne meine erlaubnis. dann und wann, in der letzten zeit, der zeit der sucht, erhasche ich einen blick auf ihn aus dem augenwinkel, geh ich an einem spiegel vorbei, eine verschwommene gestalt. herr untersuchungsbeamter: ich kenne diesen mann nicht. ich schwöre, ich habe ihn nie zuvor gesehen.






gerichtsdiener


ein gutes bild, ein ächtes bild, ein schönes bild, so schön, als man es nur verlangen kann, wir haben schon lange so kein gehabt.






prolog


jetzt zu hören: die scherenspuren unter unseren zungen. worte / worte / worte, aus dem anderloch fallend.

jetzt zu sehen: was wir handelnd versäumten, um es zu wiederholen hier, unser versäumnis, gegenwart einer vergangenen zukunft, saum dieses blick-raums, für euch.






drei sprecher


ich falle

ich falle

ich falle

ich-falle du, der kopf in zement, flußabwärts treibend und stöhnend sich reibend an der dichte der schichten, von innen. von innen? am blattwerk gestapelt zur biographie, schreibstatt des fleischseins. das will sich verteilen. also los, also los, den kopfblock voran! immer froh und mutig die luft weggeschoben, den ausfall vertagen, den kragen versetzen, um das scheitern zu spalten abseits des flusses, quer unter den bäumen, wo die schneeschuppen fallen, wo der wegweißer winkt mit dem haar und den lippen und mir zuruft: (ruft) ich falle!

du-falle.

ach wirklich? ach wirklich? ist mir nicht aufgefallen.

(lacht, rülpst, kurze pause)

sekundenlang stille, schwarz, vor dem aufprall, dann das zucken der muskeln, episodisch, leicht. dann, sitzend, das lot werfen in die leere der schönheit: was war da? da war was. ein heben der arme. eine kurve, ein schimmer von licht auf haut. welches der felle war das denn über der bettstatt, welcher haut mich noch um von den einzelfällen, aus dem staffellauf nah-sein, dieser sportlichen liebe?

das klingt gut, das klingt gut, das könnte von mir sein, aber ist es nicht, nein, ich hab nichts gesagt.

zu schade, zu schade: ich hab nichts gesagt.

zu schade, zu schade.

du hast nichts gesagt.






der transzendenzapparat nach plänen des heiligen m.


(beide sprechen lächelnd ins publikum)

B - hallo a. A - hallo b. B - was hast du heute für uns? A - dieser unscheinbare helm hier ist der prototyp eines apparats, den man mit recht einen quantensprung in der entwicklung der menschlichen zivilisation nennen wird. B - ...? A - fast, mein lieber, fast. es ist ein kopierer. der transzendenzapparat ist in der lage, dein gehirn zu lesen und es als simulation in einem datenraum zu rekonstruieren. B - wozu soll das gut sein? A - du bist nicht mehr den beschränkungen des physischen unterworfen. dein bewußtsein wird transferiert und ist in der lage, sich wie eine software modular zu erweitern, ein denken nicht auf kohlenstoffbasis, sondern in lichtgeschwindigkeit entsprechend der modernsten verfügbaren hardware. B - und was ist mit meinem körper? A - für den start wird dir eine vollständige simulation deines körpers mitgeliefert, bis du in der lage bist, ohne auszukommen. du könntest schritt für schritt deine digitalen körperteile abschaffen oder vermehren, ersetzen durch bessere. dein ganzer virtueller körper ist modellierbar. deiner fantasie sind keine grenzen mehr gesetzt. B - klingt nicht schlecht. A - dein (gänsefüßchen-geste) "reales" bewußtsein geht zwar durch die unvermeidliche elektrische entladung der gehirnzellen deinem (gänsefüßchen-geste) "realen" körper verloren, aber du kannst ihn durch ein implantat quasi per fernsteuerung immer noch benutzen, keiner wird den unterschied merken, außer vielleicht an deiner neuen gelassenheit allem physischen gegenüber. B - toll. kann ich das mal probieren? A - na klar. B (setzt den helm auf) A - bereit? B - bereit. A (aktiviert den helm mit einer fernsteuerung)

(pause)

B - funktioniert es nicht? A - doch. es hat funktioniert. wir sind schon fertig. du hast die stoffliche welt transzendiert. B - ich merk keinen unterschied. A - ja. ist das nicht fantastisch? B - wirklich fantastisch. (nimmt den helm ab und lächelt)






[wer spricht?]


oder stell dir vor, da ist so ein pickel auf deinem rechten nasenflügel, und du denkst: gott, seit jahren habe ich diesen pickel da, warum geht der nicht weg? und dann drückst du wieder mal dran rum, wie du es schon seit jahren tust, seit du denken kannst drückst du an diesem pickel rum, aber plötzlich ist er wirklich auf, gelber eiter und alles, scheiße, es ist total widerlich, aber natürlich auch irgendwie geil und du denkst: gott, seit ich denken kann hatte ich diesen pickel, endlich ist er weg, mein gott, was werd ich jetzt ohne ihn tun?






die ubahnfahrerin


aus gründen, die auszuführen hier zu viel zeit kosten würde, fahre ich jeden sonntag nachmittag eine bestimmte strecke mit der ubahn. auch an anderen tagen fahre ich mit der ubahn, mehr oder weniger regelmäßig, aber der sonntag ist insofern besonders, als daß es mindestens einmal im monat zu einem zwangsaufenthalt auf offener strecke kommt, der leicht 2 stunden dauern kann. warum bringen die sich immer am sonntag nachmittag um? und warum immer auf meiner strecke? ich habe versucht, früher zu fahren, oder später, doch es scheint, als würde ein immer gleicher lebensmüder immer wieder nur auf die bahn warten, in der ich sitze. ich habe versucht zeitung zu lesen, aus dem fenster zu sehen, zu schlafen, im ersten wagen zu fahren, im letzten, in einem beliebigen anderen, doch es scheint, als würde ich verfolgt.

wenn plötzlich nach einer kurve auf offener, oberirdischer strecke die scharfe bremsung beginnt und sachen und leute durcheinanderfallen, weiß ich schon, daß es wieder passiert ist. mit jeder bremsung, jedes mal, stelle ich mir das bild genauer vor, das sich dem zugführer (immer denke ich, daß es ein mann sein muß) bieten muß, sekunden bevor er versucht, seinen zug noch rechtzeitig zum stehen zu bringen. was er wohl denkt? wie lang die zeit wohl wird, in der er mit und in seiner ubahn auf die stelle zurollt, wo auf den gleisen der körper liegt? wie liegt er da, dieser körper, wohin schaut sein gesicht? und ruft der zugführer, versucht er, der gestalt dort draußen etwas zuzurufen, was sie weder hören kann noch hören will?

und nach der wartezeit, wenn die bahn langsam wieder anfährt und im schrittempo die zone passiert, und alle die hälse recken, um einen hinweis zu erhaschen - eine abgetrennte hand, die auf der böschung übersehen wurde, weil sie so weit flog, einen blutfleck neben den schienen, wagen mit offenen türen, gestalten, und eine decke über einem körpergroßen klumpen -, suche ich in meiner erinnerung nach dem grund, nach der bedeutung der nachricht, die mir jemand zu schicken versucht.






der jogger


erstmal kontrastmittel spritzen.






der augenzeuge


dann ist es auf einmal alles vorbei. ein echo oder ein staub hängt noch in der luft um uns herum, aber es ist allen klar, das es vorbei ist. und wir stehen noch ratlos, vorsichtig in der gegend herum, da fängt sie an, sich zu bewegen, zum ersten mal, seit wir hier sind. sie hebt ihren kopf und beugt ihre arme und dreht den oberkörper erst nach links, dann nach rechts, als wüßte sie nicht, wo vorne ist, und dann schaut sie mich an, schaut mir direkt in die augen und plötzlich habe ich das gefühl zu fallen, aber es ist ein altes gefühl, als wäre ich immer schon gefallen, als wäre mein leben ein einziges fallen durch ihre augen von hier nach hier.

ich kann nichts über die zeit sagen, die vielleicht verging, oder auch nicht, zwischen diesem aufhören und dem schluß.






der untersuchungsbeamte


moment stop stop da war was da war was kann ich das noch mal sehen?

kann ich das noch mal sehen?

da war was nur ein moment aber kann ich das noch mal sehen? kann ich das?






der junge (rohstoff)


das ist die geschichte wie wir uns trafen und alles was ich sage ist wahr

alles was ich sage ist wahr wenn ich es sage also sage ich alles ich sage hallo wer bist du sind das meine finger ich sage hallo wie gehts brauchst du hilfe wer bist du ich sage nichts ich sage nichts

ich sage willst du nicht fallen ich sage hallo wie gehts mir hilfe wer bin ich ich sage hallo was sagst du ich sage nichts ich sage nichts ich sage nicht schwer zu schreiben meine finger sind federn meine zunge ein teerblatt ich sage hinter den brücken jenseits der felder dort wo der fluß ins abseits verschwindet hab ich ein loch für die blätter gegraben sie wollen nicht fallen ich sage willst du nicht fallen ich sage nicht schwer zu schreiben ich sage nimm meine hand

ich sage nimm meine hand nein nimm die andere nein nimm die eine nein nimm die andere nein nein nein nein nein das ist falsch ich sage ja ja ja ja das ist mein name ich sage ja ich glaube das ist mein name ich sage schwer nicht zu schreiben ich sage kannst du mich hören bin ich nur eine kammer ich rede so nicht das sind nicht meine worte das sind nicht meine worte ich hab das nie gesagt ich sage ich hab das nie gesagt ich sage nimm meine hand

ich sage nimm meine hand

ich sage nimm meine hand und wasch meine füße und bau mir ein denkmal und koch mir ein essen und gib mir ein zeichen und leg mir die karten und erzähl mir von gestern und erzähl mir von heute und lasse nicht zu daß die lieder verstummen und bring mich zum wasser und schlag mich mit blindheit und mach einen kopfstand auf meinem rücken und gib mir geld um mir ein zuckerl zu kaufen und lieb mich von hinten und lieb mich von vorne und zieh mir die haut ab und koch mich mit lorbeer und mach dir ein bild und verzeih mir vergib mir und setz einen preis von 10.000 goldstücken auf meinen kopf aus und bemal meine wände mit okkulten symbolen und tu was und tu was und willst du nicht fallen

ich sage willst du nicht fallen

ich sage willst du nicht fallen ich sage nimm meine hand ich sage nein nimm die andere

ich sage das ist die geschichte wie wir uns trafen und alles was ich sage sage ich ist wahr






nietzsche - die geburt der tragödie


Wie? wenn die Griechen, gerade im Reichthum ihrer Jugend, den Willen zum Tragischen hatten und Pessimisten waren? wenn es gerade der Wahnsinn war, um ein Wort Plato's zu gebrauchen, der die grössten Segnungen über Hellas gebracht hat? Und wenn, andererseits und umgekehrt, die Griechen gerade in den Zeiten ihrer Auflösung und Schwäche, immer optimistischer, oberflächlicher, schauspielerischer, auch nach Logik und Logisirung der Welt brünstiger, also zugleich "heiterer" und "wissenschaftlicher" wurden? Wie? könnte vielleicht, allen "modernen Ideen" und Vorurtheilen des demokratischen Geschmacks zum Trotz, der Sieg des Optimismus, die vorherrschend gewordene Vernünftigkeit, der praktische und theoretische Utilitarismus, gleich der Demokratie selbst, mit der er gleichzeitig ist, - ein Symptom der absinkenden Kraft, des nahenden Alters, der physiologischen Ermüdung sein? Und gerade nicht - der Pessimismus? War Epikur ein Optimist - gerade als Leidender? - - Man sieht, es ist ein ganzes Bündel schwerer Fragen, mit dem sich dieses Buch belastet hat, - fügen wir seine schwerste Frage noch hinzu! Was bedeutet, unter der Optik des Lebens gesehn, - die Moral? . . .






?


"Aber sie waren doch auch schon beim legendären ersten faddoms-treffen im april 1956 dabei?"

"Mein junge, das erste faddomstreffen war im april 1937 und es ging, wenn ich mich recht erinnere, um die weniger legendären themen des heimlichen bemalens der alten scheune von pastor tonns und des zukünftigen umgangs mit den mädchen von der schule im nachbarort."






flogo


A - eines tages gab ich den stimmen in meinem kopf namen. ich stellte mich mit verschränkten armen in die mitte des zimmers, das fenster im rücken, und verteilte namen. ich nannte sie B und / C... C - eines tages gab ich den stimmen in meinem kopf namen. ich stellte mich mit verschränkten armen in die mitte des zimmers, das fenster im rücken, und verteilte die namen. ich nannte sie vater, mutter und heiliger geist. ich nannte sie telly savalas und george bush. ich nannte sie speichern, verwerfen und / abbrechen. B - eines tages gab ich den stimmen in meinem kopf ihre namen. ich nannte sie geliebte-wo-bist-du und geliebter-wo-bin-ich. ich nannte sie andersweh. ich nannte sie sekunden, stunden und hans henny-jahn. ich nannte sie herz der finsternis und quelle der erfrischung. ich nannte sie norwegischer geheimdienst und ghost in the shellfish und ich nannte sie ich und ich und ich und ich und / ich... (usw. bis break) A - eines tages gab ich den namen in meinem kopf stimmen. ich ging in den park, wo sie in den dunklen flecken naßschwarzen grüns den elektronikschrott des letzten jahrhunderts heimlich verscherbeln, und ich kaufte eine alte fernbedienung. ich kann sie ausschalten (tut es) und einschalten (tut es) und ausschalten (tut es) und einschalten (tut es).

(blackfade. break.)

C - eines tages begann ich rückwärts zu zählen.






achtis


SAL: ach, wär mein bauch nur nicht so arm, mein arm so leer, so schwer mein darm vom kardamom aus deinem haar... komm, neig dein haupt in meine gegend, dein mund ist wunderbar, der wein so rot, der ton der runden schalen so belebend.






+1


A ich kann tun was ich will? ich kann nicht tun was ich will. ich kann tun was ich tue. das ist alles. B das ist alles: diese autobiographische masse. C diese fleischkonserve. A diese teigmaschine. C diese schreibniederlage. B das ist alles hier. A in den in den auffangbecken. in den niederschlagszonen. in den sandgebieten. in den lochplateaus. in den glaskurorten. in den lagerferien. in den münderjahren. in den grenzanlagen. in den stachelgräten. in den greifenhöhlen. in den unterstädten. in der zweiten zeit. C da kommt kein reim rein in diese wanderlücke. wenn ich mich anders bücke nach anderen stücken bricht's mir doch immer noch den gleichen rücken. B nimm ein ende. (hält ihr das seil hin) A ja, nimm ein ende. (C nimmt ein ende des seils von B, A und B ziehen ihr den rücken gerade, sie fällt bäuchlings auf den boden und bleibt steif liegen. A und B heben sie auf und stellen sie auf den punkt.) C jetzt ist es besser. danke. A+B: bitte. C das ist ein sehr gesundes seil. es enthält weniger feuchtigkeit. A ja, es trocknet schneller. es ist ein schnelltrocknendes seil. B es ist kein seil. (C beginnt zu lachen.) A es ist kein seil? (schaut auf das seil in seiner hand. schreit und läßt es fallen.) (C hört auf zu lachen.) C nein. tatsächlich nicht.






Jorge Luis Borges: Der Garten der Pfade, die sich verzweigen


»Ein Rätsel, in dem es um das Schachspiel geht: Wie lautet das einzige Wort, das nicht ausgesprochen werden darf?«

Ich dachte einen Augenblick nach und erwiderte: »Das Wort >Schach<.«






horst sagert - marsyas


ALLE: (Tanzlied) Verflucht ist das Wort wund und kalt, mit dem der Mund einen Halt sucht, verflucht ist der Ort.






h. d. thoreau - walden


I have found that no exertion of the legs can bring two minds much nearer to one another. What do we want most to dwell near to?






naughty


(Switch to another scene) Police Officer: Do you know Mr. Bubbles?

Child: Yes.

(Voice over) Reporter: This reenactment is from the official police transcript.

Officer: Did Mr. Bubbles touch you between the legs?

Child: On my taz? (child's term for genitalia)

Officer: Yes, did he touch your taz?

Child: (Starts crying) Mr. Bubbles was naughty to touch my taz. (Not too audible here)

Reporter: This is Debbie's medical report. Once again, it was positive; there was sexual abuse.

(quelle)






zwei repliken


A - ob dir das loch in stirn oder brust wächst ist nicht erheblich. es ist nicht so wichtig. die ränder sind klebrig so oder so. geht dir das hirn aus geht dir die lust aus von all der geschichte. es läuft doch es lebt nicht.

B - bin ich deshalb so froh? kann sein daß mein zimmer schon tot ist seit jahren seit meine lider haken haben. seit meine schuppen rahmen tragen kann ich die farben nicht mehr verjagen und ob ich noch atme kann ich nicht sagen und ob mir mein leben aus schritt oder stirn wächst. aber ich nehme sein ende fest in die hände und schüttle mich vorwärts. ich schüttle mich vorwärts.






anatolij vasil'jev - ich bin vierzig, sehe aber noch jung aus


Frei schwebend, aber er ist ja kein Vogel, er fliegt ja schließlich nicht wirklich. Das Huhn ist kein Vogel. Ein frei schwebendes Huhn? [...] Aber wenn es das Verlangen zum Fliegen nicht hätte, würde das Huhn nie verstehen, daß es eigentlich zur gefiederten Gattung gehört.






stück


A - ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, damit es nicht blöd klingt, es ist einfach... du gehst in die bibliothek und leihst dir seltsame dokumentarfilme aus... und ich hab keine ahnung, warum, warum die dich interessieren, aber... es berührt mich irgendwie, es macht mich... glücklich, daß du das tust. (kurze pause.) ich weiß, das klingt jetzt komisch, weil tausende von menschen gehen jeden tag in die bibliothek und borgen sich seltsame dinge aus... ich meine, ich verstehe nicht, weshalb du diese filme ausleihst, aber es macht nichts, daß ich es nicht verstehe, ich mag es trotzdem, oder nicht trotzdem, ich mag es, weil ich es nicht verstehe, verstehst du? B - nein. A - weil, ich erwarte ja auch nicht, daß du alles verstehst, was ich mache, ich glaube, es geht gar nicht darum, sich zu verstehen. da ist einfach etwas da, war von anfang an etwas da, das... das mir sagte, daß wir zwei zusammengehören, oh gott, das klingt jetzt wirklich komisch, es ist so ein gefühl, weißt du? B - was glaubst du denn, das ich nicht verstehe von dem, was du machst? A - nein, ich meine... das ist ja viel zu kompliziert, so ein mensch, mit den ganzen... kindheitsgeschichten, also prägungen, erziehung... da kommt man doch nie dahinter, warum jemand gerade das oder das mag und das und das nicht, ich meine, ich interessiere mich zum beispiel für philosophie und hab keine ahnung warum, es ist einfach so, und ich erwarte auch gar nicht von dir, daß du das verstehst, also... ich brauche das gar nicht, verstehst du? B - du meinst, ich interessiere mich für komische filme und du interessierst dich für philosophie? A - um gottes willen, das sollte nicht überheblich klingen oder so, ich / könnte genausogut... B - es klingt überheblich, es klingt verdammt / überheblich... A - ich versuche nur zu sagen, daß ich dich mag. ich mag dich. B - du magst mich. A - ich mag dich. ja.






thomas more - utopia


" [...] they do not rashly engage in war, unless it be either to defend themselves or their friends from any unjust aggressors, or, out of good nature or in compassion, assist an oppressed nation in shaking off the yoke of tyranny. They, indeed, help their friends not only in defensive but also in offensive wars; but they never do that unless they had been consulted before the breach was made, and, being satisfied with the grounds on which they went, they had found that all demands of reparation were rejected, so that a war was unavoidable. This they think to be not only just when one neighbour makes an inroad on another by public order, and carries away the spoils, but when the merchants of one country are oppressed in another, either under pretence of some unjust laws, or by the perverse wresting of good ones. This they count a juster cause of war than the other, because those injuries are done under some colour of laws. [..] The only design of the Utopians in war is to obtain that by force which, if it had been granted them in time, would have prevented the war; or, if that cannot be done, to take so severe a revenge on those that have injured them that they may be terrified from doing the like for the time to come. By these ends they measure all their designs, and manage them so, that it is visible that the appetite of fame or vainglory does not work so much on there as a just care of their own security."






variation


A - Was willst du denn noch von mir? B - Ich will dir helfen. A - Dann hilf mir doch. B versucht A zu helfen. Es klappt nicht. A - Aua. B - Entschuldigung. A - Nun? B - Du mußt auch etwas tun. A - Was denn? B - Mir helfen. A hilft B. A - Nun? B - Ich weiß nicht. B versucht A zu helfen. Es klappt nicht. A - Aua. B - Entschuldigung. B versucht A zu helfen. Es klappt nicht. A - Aua. B - Entschuldigung. A - Nun? B - Ich weiß nicht. A - Was heißt das? B - Es klappt nicht. A - Was heißt das? B - Es klappt nicht. A - Ja, aber was heißt das? B - Mit dir stimmt etwas nicht. A - Was willst du dann noch von mir? B - Ich will dir helfen.






thomas brasch


Was ist das zwischen einsam und allein als wär ich nur vergangen wie im Flug rings um die Erde doch ein Stein bin ich mir nicht geworden. Ach genug

für einen zweiten andren Flug hab ich noch Kraft und Lüfte auch.

Dass ich mich endlich selber brauch.






narben


[...] A - Merkst du eigentlich, daß du die ganze Zeit von jemandem redest, den es nicht gibt? B - Ich merke, daß du verzweifelt bemüht bist, dich selbst zum Verschwinden zu bringen, aber das werde ich verhindern. Das ist nämlich meine Aufgabe. A - Und wer oder was, glaubst du, gibt dir diese Aufgabe? B - Du selbst hast sie mir gegeben. A - Da irrst du dich. B - Da irre ich mich nicht. Wer hat den Scheiß denn in meine Haut geritzt, Nacht für Nacht, während ich schlief? Du hast ein Muster an mir hinterlassen, das mir mein Schatten von jeder Wand entgegensingt! Aber ich sage dir was: Damit kommst du nicht durch. Damit lasse ich dich nicht durchkommen. Schnitt für Schnitt werde ich dein Druckbild zurückschreiben von mir, ich werde dich vollständig abschreiben und dich wieder dir selbst zu tragen geben - dein Negativ auf dein Positiv.

Stille.

A - Versuch es und sieh zu, was danach noch von dir übrig ist.






peter hacks - numa


[...] SATURNOS KOPF: (steht vorne und singt.) Ich bin die Saat im Winter, die im Dunkel wohnet. Ihr kommt wohl noch dahinter, daß Erwartung lohnet. Und lieg ich tief verborgen, bleib ich nicht verschwunden, Der hoffen kann auf morgen, hat mich schon gefunden. Coriandoli und Nüsse, Fackelschein und Lieder. Empfanget meine Küsse, gebt sie auch mal wieder. Empfanget meine Liebe, bin da selbst empfänglich. Was immer von uns bliebe, Liebe ist nicht unvergänglich,

DAS ENDE.






martin crimp - auf dem land


- [...] Und da fiel mir auf - das wird dich amüsieren -, daß der Stein angefangen hatte, mein Herz zu fressen. Pause. - Ach wirklich? - Der Stein hatte angefangen, mein Herz zu fressen. Ja. Warum? Überrascht dich das? Ich sagte zu Morris: "Morris. Hilf mir. Dieser Stein frißt mein Herz." [...] Er fragte: "Hast du Angst?" Ich sagte: "Ja, Morry, natürlich hab ich Angst. Es scheint, als könnte ich mich nicht bewegen, und dieser Stein frißt mein Herz. Was, wenn mein Herz weg ist, wenn ich von diesem Stein wieder aufstehe? Was, wenn ich den Rest meines Lebens damit verbringen muß, Liebe vorzutäuschen?" Das Telefon klingelt. Und Morris sagte: "Ich bin mir sicher, daß du Liebe sehr gut vortäuschen kannst. Ich bin sicher, ihr beide werdet perfekt Liebe vortäuschen." (schwaches Lachen) Der ist schon ein Original. - Bin ich das etwa nicht? - Was nicht? - Bin ich kein Original? - O doch - eine Fälschung bist du nicht - ganz eindeutig ein Original - aber ein völlig anderes Original. Küß mich. Das Telefon klingelt weiter. - Ich habe dich geküßt. Pause. Ich habe dich geküßt. - Dann küß mich noch mal. Keiner von beiden rührt sich. Das Telefon klingelt weiter.






falk richter - das system


[...] - die Journalisten abschaffen? Diese Polizisten des Systems [...] - lesen Sie mal in Kriegszeiten sehr aufmerksam die Springerpresse, und mit welchen Firmen und welchen Politikern die kooperieren, schreiben Sie alle Namen auf und dann haben Sie Ihre Liste der Kriegsgewinnler, reichen Sie diese Liste an ein paar gut ausgerüstete Freunde weiter und schreiben gut leserlich die Adressen dazu - das könnte eventuell die Welt befreien! Notfalls kooperieren Sie mit... na das sag ich jetzt nicht, sonst werd ich wirklich noch festgenommen und das obwohl das hier ja alles Kunst ist, das ist ja der Unterschied, wenn Ihr in Euren Zeitungen für den Krieg hetzt, dann sterben ja anschließend wirklich Leute, das ist bei mir anders, seltsam, ich kann schreiben, was ich will und nichts passiert und es ändert sich nichts. Neulich fragte mich dieser Herr Naumann oder wie der heißt: sagen Sie mal Herr Richter glauben Sie denn daß Sie mit so einem Theaterstück wirklich den Krieg verhindern können? Na, sehr witzig Herr Naumann, sehr witzig, passen Sie mal auf, sonst kommen Sie auch noch auf meine Liste [...]






jaime gil de biedma


Immer dachte ich, dass ich Dichter sein wollte, aber im Grunde wäre ich lieber ein Gedicht.






aesop rock - 9-5er's anthem


Fumble outta bed and stumble to the kitchen Pour myself a cup of ambition and Yawn and stretch and my life is a mess and If I never make it home today, God bless






reiner kunze:


nocturne i

Alle nerven sind zündschnuren die glimmen

Und hinter der herzwand, geballt, diese jahre.






ostermaier


schöne stücke, aber etwas an der sprache stimmt nicht, die scheint sich die ganze zeit selbst zu kratzen, ohne es zu merken.






stück


A: Aber ich will mich nicht beklagen. Ich hänge ja am Leben. B:(nickt) Wie an einem Haken. A: Wie an der Nadel, eher.






peter hacks - numa


EGERIA: Ich glaube, du sagst es schwierig, aber du machst die Politik zu deinem Glück. NUMA: Trostloser Gedanke. Aber natürlich kann ich mein Glück nicht zu meiner Politik machen. EGERIA: Nichts ist wichtiger als die Liebe, sagtest du das nicht? NUMA: Ich erkläre dir: ja. Vorausgesetzt, ich behandle die Arbeit als das Wichtigste. Eine Welt, die ausschließlich an Liebe dächte, müßte erbärmlich schlecht lieben.






stück


A: Könnte man also sagen, daß intimer körperlicher Kontakt mit anderen eher eine Art Selbstbefriedigung unter Zuhilfenahme eines anderen / Körpers ist? B: Sex erhöht einfach mein Selbstwertgefühl. Ich meine, gar nicht so sehr der Akt an sich, sondern sein Zustandekommen. Daß ich kriegen kann, was ich will, wenn ich will. Das funktioniert auch nur beim Ficken so gut, weil das eben alle wollen. A: Und was ist mit Lust oder / Begehren? B: Das sind doch bloß Gefühle. Da weiß doch keiner, was die sollen, wo die herkommen, und wo die hinwollen. Da bin ich drüber weg, seit ich 16 war. A: Würden / Sie... B: Ich ficke nicht aus Mitleid.






stück


A: Ich verstehe nicht, warum sich niemand für mich interessiert. B: Interessierst du dich denn für andere? A: Natürlich. (Pause) A: Woran merkt man, daß man sich für andere interessiert?






naked lunch


Just remember this. All agents defect, and all resisters sell out. That's the sad truth, Bill. And a writer? A writer lives the sad truth like anyone else. The only difference is: he files a report on it.






anton cechov - der kirschgarten


EPICHODOV: Wir haben Nachtfrost, drei Grad unter Null, und die Kirschbäume stehen in voller Blüte. Ich kann unser Klima nicht billigen. Seufzt. ich kann es nicht. Unser Klima kann einfach nicht zuträglich sein.






georg büchner - dantons tod


JULIE: Glaubst du an mich? DANTON: Was weiß ich! Wir wissen wenig voneinander. Wir sind Dickhäuter, wir strecken die Hände nacheinander aus, aber es ist vergebliche Mühe, wir reiben nur das grobe Leder aneinander ab - wir sind sehr einsam. JULIE: Du kennst mich, Danton. DANTON: Ja, was man so kennen heißt. Du hast dunkle Augen und lockiges Haar und einen feinen Teint und sagst immer zu mir: lieber Georg! Aber (er deutet ihr auf Stirn und Augen) da, da, was liegt hinter dem? Geh, wir haben grobe Sinne. Einander kennen? Wir müßten uns die Schädeldecken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren. -






c. f. v. weizsäcker - der garten des menschlichen


"Man kann das moralische Problem der Moral auf eine Formel bringen, wegen deren Simplizität man sich als Intellektueller normalerweise schämen würde: Letzter Grund der Möglichkeit menschlichen Zusammenlebens ist die Liebe und nicht die Moral. Die Moral ist ein vorletzter Grund."






brodsky - redeteil


Что касается звезд, то они всегда. То есть, если одна, то за ней другая. Только так оттуда и можно смотреть сюда; вечером, после восьми, мигая. Небо выглядит лучьше без них. Хотя освоение космоса лучьше, если с ними. Но именно не сходя с места, на голой веранде, в кресле. Как сказал, половину лица в тени пряча, пилот одного снаряда, жизни, видимо, нету нигде, и ни на одной из них не задержишь взгляда.






august strindberg - nach damaskus


DER VERSUCHER: Sag mir, du am Grabesrand: war das Leben denn so bitter? DER UNBEKANNTE: Mein Leben, ja! DER VERSUCHER: Hattest du niemals Freude? DER UNBEKANNTE: Doch, viel Freude; aber sie war so kurz, und sie schien nur da zu sein, damit man den Schmerz des Vermissens um so tiefer fühlte. DER VERSUCHER: Könnte man nicht umgekehrt sagen, daß der Schmerz da war, um die Freude zu verstärken? DER UNBEKANNTE: Sagen kann man alles.






falk richter - nothing hurts


Pause. Ich merke jetzt zum ersten Mal in meinem Leben diese Todesnähe, und daß man sich entscheiden muß... und daß mir plötzlich meine Energie ausgeht, daß ich plötzlich keine Energie mehr habe, einfach leer bin, mir selbst dabei zuschaue, wie ich mich immer nur wiederhole, nicht mehr bewege, immer nur wiederhole: Ja, ich denke, o Gott ja, all diese Menschen, ich liebe keinen von denen, ich arbeite mit denen, ich denke, ja, ich denke, all diese Sachen habe ich schon sehr oft gefühlt.